Terminkollision mit 1860: FC Bayern löst DFB-Problem

von Redaktion

Grünwalder frei für Relegation: Nach internem Gedankenaustausch an der Säbener Straße weicht das Frauen-Team auf den Campus aus

VON ANDREAS WERNER

München – Seit der Auslosung der Relegation zur Dritten Liga ist es die große Frage beim TSV 1860: Kann man sein Heimspiel am 27. Mai im Grünwalder Stadion austragen? Es gibt eine Terminkollision mit dem FC Bayern, dessen Frauen-Team am gleichen Tag um 14 Uhr sein Top-Spiel gegen den VfL Wolfsburg ausrichtet. Laut den DFB-Statuten hat die Bundesliga vor der Vierten Liga Vorrecht – geschlechterübergreifend. Wie unsere Zeitung erfuhr, wird der Rekordmeister die Situation nun allerdings entschärfen. Die „Roten“ verlegen ihr Spiel in das Stadion auf dem FC Bayern Campus.

Auf Nachfrage unserer Zeitung teilte der FC Bayern gestern mit, es habe zu diesem Thema im Verein einen internen Gedankenaustausch gegeben. Mit dem Ergebnis, so heißt es, dass der FC Bayern einen Konflikt, der dem DFB hier entstanden sei, beseitigen werde: Das Top-Spiel der Frauen-Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg werde am 27. Mai im Stadion des FC Bayern Campus ausgetragen.

Im Verband hatte man sich bisher um eine konkrete Aussage gewunden. Hinter vorgehaltener Hand hieß es, man habe verständlicherweise großes Interesse, eine Entscheidung im Sinne der Anhänger anzustreben. 1860 binde an so einem Tag mehr Fans, da seien sich ja alle Parteien einig, selbst unter Lokalrivalen herrsche da ja Einsicht. Niemand habe etwas davon, eine breite Masse an Fans allein wegen Statuten zu verprellen. Doch der DFB brauchte ein Signal des FC Bayern, dass sie mitspielen. Nach dem internen Gedankenaustausch an der Säbener Straße ist dieser Konflikt gelöst. Die Bayern springen dem DFB zur Seite – im Sinne des Fußballs.

Das Grünwalder Stadion ist damit frei für die Relegation des TSV 1860. Das Mini-stadion auf dem FC Bayern Campus bietet 2500 Zuschauern Platz – und bereits bei den Juniorenspielen dort hat sich gezeigt, dass bei dieser Kulisse eine recht beachtliche Atmosphäre aufkommt. Karin Danner bezog im Sommer ihr Büro auf dem Campus, die Managerin der Bayern-Frauen muss keine langen Wege gehen, um zu sehen, „dass der Campus mal für den einen oder anderen Punkt gut ist“, wie sie am Sonntag nach dem 3:1 im DFB-Pokal-Halbfinale über Turbine Potsdam sagte. Die Münchnerinnen hatten stark gespielt, nur war die Kulisse einmal mehr enttäuschend. Rund 1200 Zuschauer verloren sich auf den Rängen des Grünwalder Stadions. Geradezu gespenstisch war die Szenerie, als Leonie Maier den Ball zum 1:0 einschob. Lisa Schmitz war aus ihrem Kasten geeilt, die Verteidigung der Gäste hatte den Anschluss verloren – auf den Fotos sieht es so aus, als wäre Bayerns Nationalspielerin gerade ganz allein im Stadion.

„Wir arbeiten an weiteren Konzepten, um noch präsenter zu werden, aber wir stehen in brutaler Konkurrenz zu einer wunderschönen Stadt mit einem unglaublich hohen Freizeitwert“, sagte Danner. Sie könne es teilweise sogar verstehen, wenn die Leute bei frühlingshaften Temperaturen lieber auch mal an die Isar gehen. „Aber wir können uns nichts vorwerfen: Wir sind ein attraktives Produkt und verdienen uns Zuschauer.“

Tatsächlich wuchs Thomas Wörles Mannschaft gerade in den letzten Wochen zunehmend zusammen. Seit fünf Spielen steht die erste Elf, sie eilt von Sieg zu Sieg. Wörle ist sehr zufrieden mit der Entwicklung: „Wir haben bereits im Herbst trotz des unglücklichen Aus in der Champions League gezeigt, dass wir einen weiteren Schritt gemacht haben. Wir werden nicht nachlassen.“ Dass der DFB einen Bundestrainer für die Frauen sucht, lässt den 36-Jährigen kalt: Er habe keinen Anruf erhalten, sagte er, und die Telefonkosten kann sich der Verband auch sparen: „Ich habe bei Bayern Ziele.“ Er sähe es zum Beispiel gerne, wenn Horst Hrubesch im Amt bliebe: „Das wäre eine gute Sache, er gibt Sicherheit.“

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