München – Am Spieltag der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) wird es um 12 Uhr mittags immer interessant: Dann erfahren die Klubs per Mail immer, wer am Abend die Schiedsrichter sein werden. In den Playoffs weicht man davon nicht ab.
Die Schiedsrichter-Leistungen sind in den Playoffs zum heißen Thema geworden. Angedacht war, so hatte es Lars Brüggemann, Leiter des Schiedsrichterwesens in der DEL, gesagt, „dass ein Team eine ganze Serie pfeift“. Außer, sie zieht sich hin, dann sei zu überlegen, ob man frische Leute bringt.
Doch zu dieser Konstanz kam es nicht. Das Viertelfinale München – Bremerhaven begann unter der Leitung des Tandems Sirko Hunnius/Marc Iwert, nach zwei Spielen hatte jeder Klub sich einmal massiv beschwert. Weiter ging es mit Stephan Bauer und Andre Schrader. Im Halbfinale gegen Mannheim Start erneut mit Hunnius/Iwert, Ablösung jedoch nach nur einem Spiel; für die nächsten beiden Partien hieß die Kombination Daniel Piechaczek/Andre Schrader, dann wurde für Spiel vier und fünf an Martin Rohatsch und Gordon Schukies übergeben.
Und wer pfeift das Finale? Auflösung am Freitag um 12 Uhr. „Die Einteilung erfolgt für die ersten drei Spiele, dann sehen wir mal, wie es läuft“, sagt Jörg von Ameln, Leiter Spielbetrieb bei der DEL. Zweimal täglich spricht er mit dem „Series Manager“, einen Job, den man voriges Jahr geschaffen hat. Ein Mediator zwischen den Parteien, ein Vermittler in sportlichen Aspekten – und auch in der Schiedsrichterfrage. Idealerweise ein ehemaliger Spieler.
Der „Series Manager“ fürs Finale ist bereits berufen worden: Rich Chernomaz, Kanadier, seit 23 Jahren im deutschen Eishockey tätig, er war Spieler in Schwenningen, Trainer in Köln (2002 Meister), Augsburg, Frankfurt, Ingolstadt, zuletzt Sportdirektor in Frankfurt (DEL2), kürzlich trennte man sich. Chernomaz hatte Ingolstadt – Mannheim im Viertel- und München – Mannheim im Halbfinale beaufsichtigt.
Bei Berlin – Nürnberg war Didi Hegen im Einsatz, einer der All-Time-Greatest im deutschen Eishockey. „Eine tiefenentspannte Serie, professionelle Kommunikation von beiden Seiten, keiner gibt dem Schiedsrichter die Schuld, wenn er verloren hat“, befand der in Düsseldorf lebende Allgäuer, bevor am Sonntag Spiel sechs losging. Das die Wahrnehmung der Serie komplett veränderte.
Nürnberg verlor 2:3, schied aus. Zwei Spieler (Dane Fox, Tom Gilbert) mussten nacheinander verletzt runter, beim Berliner Siegtor stand Schiri Piechaczek den Nürnbergern im Weg. Klubbesitzer Thomas Sabo hatte Tränen in den Augen und Wut im Bauch – die er im Interview mit den „Nürnberger Nachrichten“ raus ließ: „Einen Schiedsrichter wie den Herrn Piechaczek pfeifen zu lassen, das grenzt fast an Geschäftsschädigung, würde man im kaufmännischen Bereich sagen.“ Lars Brüggemann saß auf der Pressetribüne – und wurde von Fans ob der Performance von Piechaczek und Schrader verbal angegangen.
Für Thomas Sabo war das Foul des Berliners Sheppard an Dane Fox „Körperverletzung, ganz klar, da gibt es keine zwei Meinungen“. Serienmanager Didi Hegens Urteil fiel differenzierter aus: „Schwerer Call. Der Berliner fährt geradeaus, der Nürnberger ändert noch seine Richtung.“
Kritik von Vereinsverantwortlichen an den Referees duldet das DEL-Büro in Neuss nicht. So wurde Mannheims Trainer Bill Stewart zur Kasse gebeten (in nicht näher genannter Höhe), weil Sirko Hunnius und Marc Iwert nach dem einen Spiel in München im Lokalsender „Rhein-Neckar-TV“ angegangen war. In der Pressekonferenz nach dem Spiel hatte er bereits von „komplettem Chaos“ gesprochen – Kameras waren aber nicht dabei.
Spielbetriebs-Chef Jörg von Ameln findet übrigens, dass das Halbfinale München – Mannheim trotz der Vorfälle um die Spieler Pinizzotto (EHC) und Plachta (Adler) geordnet abgelaufen sei. „Da hatten wir schon ganz andere Playoffs“, findet er. „Dass Emotionen aufkommen, können und wollen wir nicht verbieten.“