München – Die Metarmorphose der deutschen Frauen-Fußballerinnen schreitet zügig voran. Auch das zweite WM-Qualifikationsspiel nach der Demission der glücklosen Bundestrainerin Steffi Jones ging wie schon die Partie am Samstag in Tschechien mit 4:0 deutlich an die DFB-Auswahl. Gastgeber Slowenien konnte dem unter Interimscoach Horst Hrubesch wiedererstarkten Team gestern nichts entgegensetzen.
„Es war wie erwartet ein einseitiges Spiel, aber ich bin nicht nur wegen der vier Treffer sehr zufrieden, weil wir auch hinten nichts zugelassen haben“, sagte Hrubesch nach Abpfiff im ZDF, „wir hatten uns vorgenommen, die beiden Spiele klar zu bestimmen, und das ist uns gelungen. Mit dem 0:4 ist Slowenien noch ganz gut weggekommen.“
Den Torreigen eröffnete die künftige Bayern-Spielerin Lina Magull nach zehn Minuten. Die weiteren Treffer erzielten Alexandra Popp, Linda Dallmann (die beste Akteurin des Tages) sowie Lana Golob, die den Ball über die eigene Torlinie bugsierte. Aus Münchner Sicht wichtig: Von dem Sextett des FC Bayern, das Hrubesch nominiert hatte, standen in Sara Däbritz, Leonie Maier und Kristin Demann drei Spielerinnen in der Startelf. Mandy Islacker kam in der Schlussviertelstunde, Verena Faißt blieb draußen, Melanie Leupolz saß auf der Tribüne, was aber keine Strafe war. Hrubesch: „Ihre Qualitäten sind bekannt, Ziel ist vielmehr, dass nicht immer dieselben Spielerinnen auf der Tribüne sitzen. Und ich möchte auch sehen, wie sich andere präsentieren.“ Die agile Leonie Maier bereitete das 4:0 in der 63. Minute vor. Kapitänin Dzsenifer Marozsan verschoss in der Schlussphase noch einen Elfmeter.
Spätestens bis zum nächsten und vorentscheidenden Pflichtspiel am 1. September in Island will die DFB-Spitze nun einen neuen Bundestrainer präsentieren, am liebsten soll er schon am 10. Juni beim Test in Kanada das Kommando führen. Wie schwer die Partie in Island werde angesichts des 2:3 im ersten Duell? Hrubesch schüttelte da bloß den Kopf: „Der härteste Gegner sind nur wir selbst.“
Als er darauf angesprochen wurde, ob er nicht doch weitermachen wolle, lachte der 66-Jährige. „Wartet mal noch zwei Wochen ab“, sagte er. Er selbst hatte aber schon mehrfach gesagt, er betreue das Team nur einen kurzen Zeitraum. Die Metamorphose hat er nur eingeleitet – wenn der Schmetterling schlüpft, ist jemand anders gefordert, ihm zu neuen Höhenflügen zu verhelfen. MICHAEL NADLER