„Platte“ kann WM-Spieler werden

von Redaktion

Als Linksverteidiger hat man die beste Chance, es ohne großen Vorlauf in den Turnierkader zu schaffen

Von Günter Klein

Berlin – Lange hat die Nationalmannschaft die Fußball-Nachrichtenlage nicht beherrscht. Da nickte das Land im Nachgang die respektable Darbietung vom 1:1-Treffen mit Spanien als gelungenen WM-Test ab und begann gerade, sich neugierig den Brasilianern, am Dienstag (20.45 Uhr, ZDF) der kommende Gegner, zuzuwenden – da beanspruchte mal wieder der FC Bayern die nationale Aufmerksamkeit mit seiner ins Stocken geratenen Trainersuche. Was dann natürlich auch die FC-Bayern-Fraktion im DFB-Kader beschäftigt.

Die ist genauso groß wie zu Beginn der Länderspielwoche – obwohl ein Münchner abgereist ist. Thomas Müller setzte sich nach seinem Kunstschuss gegen die Spanier nicht in den nächtlichen Flieger nach Berlin, Bundestrainer Joachim Löw hatte vorab schon entschieden, dass er die Vielspieler nicht überstrapazieren werde. Auch Mesut Özil vom FC Arsenal bekam für das Spiel gegen Brasilien frei.

Müller weg, dafür kam von den Bayern Sebastian Rudy nach. Der Mittelfeldspieler hatte die vergangenen Tage Joachim Löw per Textnachrichten über die bevorstehende und sich dann ereignende Geburt seines Nachwuchses auf dem Laufenden gehalten. Löw sagte zu Rudy, er solle erst kommen, wenn sicher sei, dass Frau und Kind wohlauf sind. Das war am Samstag der Fall, Sebastian Rudy traf in Berlin ein. Beim FC Bayern ist er mit seinen Einsatzzeiten unter den Erwartungen geblieben, er muss sich dem Bundestrainer bei jeder Gelegenheit zeigen, damit ihm nicht wieder wie vor zwei Jahren vor der EM die Aussortierung widerfährt, wenn der Kader final nominiert wird.

Emre Can, der wie Rudy zu den Kandidaten für eine zentrale Stelle im Mittelfeld zählt, hat das DFB-Team am Wochenende verlassen. Er war Horst-Schlämmer-mäßig „mit Rücken“ aus Liverpool angereist, konnte nicht mittrainieren, und es bestand keine Aussicht, dass er am Dienstag spielbereit sein könnte. Can konnte also keine Empfehlung in eigener Sache hinterlassen.

Die größere WM-Chance als er hat derzeit Marvin Plattenhardt. einer der vielen Baden-Württemberger, die in der Hauptstadt Berlin gelandet sind. Seit 2014 ist „Platte“ bei der Hertha und einer der wenigen guten deutschen Linksverteidiger in der Bundesliga. Jonas Hector ist die Nummer eins, Plattenhardt die zwei – und jede Position soll doppelt besetzt sein. Von den Mitbewerbern fällt der Leipziger Halstenberg aus (Kreuzbandriss), dem Augsburger Vorlagengeber Philipp Max erteilte Löw bereits eine WM-Absage. Über Plattenhardt, der in allen Nachwuchsteams des DFB seit der U 17 gespielt hatte, äußerte er sich durchweg positiv.

Plattenhardt, 26, darf gegen Brasilien spielen. Auch weil es in Berlin ist, in seiner Stadt, er hat „viele Karten bestellt und gekauft“. Er ist kein Mann der großen Worte, Lob von Löw über seine Person nimmt er ohne Regung hin: „Das war ein Statement. Nominiert wurde, glaube ich, noch nicht.“

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