Eine Woche zum Vergessen

von Redaktion

72:91 – Nach Eurocup-Aus verlieren Bayerns Basketballer auch gegen Berlin

VON Patrick Reichelt

München – Man hatte ja schon ein bisschen darüber rätseln dürfen. Welche Spuren würde der heiße Eurocup-Kampf vom Freitagabend und das bittere Aus gegen Darüssafaka Istanbul an Körper und Geist der Basketballer des FC Bayern hinterlassen haben? Würde Alba Berlin im Bundesliga-Spitzenspiel tiefe Depression oder doch den Willen zur sofortigen Wiederauferstehung zu spüren bekommen?

Am Ende sahen die 6500 Zuschauer im ausverkauften Audi Dome vor allem eine Mannschaft, der die Luft ausging nach einer harten Woche in Europa. Eine 72:91 (39:34)-Niederlage stand letztlich auf der Anzeigetafel. Niederlage Nummer drei binnen einer Woche, die zweite in der laufenden Bundesligasaison. Folgen hat sie angesichts eines überschaubaren Restprogramms wohl eher nicht für die Bayern. „Platz eins nach der Hauptrunde wird Bayern holen“, ist sich auch Berlins Manager Marco Baldi sicher.

Aber wird die Pleite im weiteren Titelrennen Spuren hinterlassen. Trainer Sasa Djordjevic, will davon nichts wissen: „Wir werden zurückkommen, wir sind stolz“, sagte er und gab seinen Profis erst einmal bis Mittwoch frei.

Dabei schienen seine Bayern die Sache beim ersten Wiedersehen der beiden Erzrivalen seit dem heißen Pokalfinale in Ulm im Handstreich zu erledigen. Selten verteidigten die Münchner besser als in diesem ersten Viertel. Zwei Dreier blieben die Berliner Highlights in den Anfangsminuten. Und die Gastgeber? Wirbelten Alba auch auf der anderen Feldseite mit schnellem Team-Basketball munter durcheinander. 26:13 nach dem ersten Abschnitt – das konnte sich sehen lassen.

Doch natürlich reagierte Berlin, und der Tabellenzweite tat es mit genau den Mitteln, mit denen er die Bayern schon im Pokalfinale um ein Haar überrumpelt hätte. Alba erhöhte die Intensität. Die Riege der langen Männer um den 2,16 Meter-Riesen Dennis Clifford packte ungleich entschlossener zu. Das zeigte Wirkung, die Bayern reagierten beeindruckt und ließen auch selbst freie Würfe liegen. Das 39:34 zur Pause ließ schon erahnen: Dieser Abend könnte noch ein ziemlich ungemütlicher werden.

Und es sollte noch schlimmer kommen für den lange so unantastbaren Tabellenführer. Allrounder Reggie Redding musste nach einem Handgemenge gemeinsam mit dem Berliner Joschi Saibou vorzeitig vom Feld. Und weil Center Devin Booker von der Bank aufs Feld stürmte, um zu schlichten, schickten ihn die Unpartiischen gleich hinterher. Zwei der Topspieler dieser Saison waren raus aus einer Mannschaft, bei der die Kräfte schwanden, mit Booker auch noch der Mann, der sich auf Münchner Seite bis dahin am besten am Korb behauptet hatte. „Rotation wäre heute wichtig gewesen“, sagte Djordjevic, „bei meinen Spielern was das Gas weg, die Gesichter waren alle blass.“

Und Berlin nutzte die Gunst der Stunde in einem zunehmend hektischer werdenden Spiel ziemlich gnadenlos aus. Im Schlussviertel warten die Bayern gegen eine humorlos-geradlinig auftretende Alba-Mannschaft schlichtweg chancenlos.

Eine Erkenntnis, die bei den Machern der Bayern wohl in die heutige Zusammenkunft mit einfließen dürfte. Knapp eine Woche hat man noch Zeit, um die Lizenz des Langzeitverletzten Milan Macvan neu zu vergeben. Man ahnt: Diese Möglichkeit werden die Münchner nicht verstreichen lassen. Trainer Djordjevic jedenfalls kündigte an: „Es gibt Optionen, wir werden darüber reden.“

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