Zwei Tage für das Vergessen

von Redaktion

Vor dem zweiten Halbfinal-Duell mit Darüssafaka Istanbul müssen Bayerns Basketballer das bittere Ende des ersten abschütteln

VON Patrick Reichelt

München – Bis in die Träume hat Stanton Kidd Sasa Djordjevic immerhin nicht verfolgt. Wirklich froh ist der Trainer der Basketballer des FC Bayern darüber freilich nicht gewesen, denn: „Ich habe nicht geschlafen.“ Leicht zu erraten: Der Schock des letzten Wurfes, der das erste Eurocup-Halbfinale bei Darüssafaka Istanbul entschied, saß auch nach der Rückkehr in die Heimat noch tief. „Wenn wir chancenlos sind, dann sage ich: Glückwunsch“, haderte Djordjevic, „aber so, das ist schon eine der härtesten Niederlagen, die man sich vorstellen kann.“

Eine Halbzeit lang hatten seine Bayern die Gastgeber nach Belieben beherrscht. Hatten das vielleicht beste Spiel in dieser Saison geliefert. Bis in die Schlusssekunde war man zumindest in Führung gelegen. Hatte Chance auf Chance liegen gelassen, das Spiel zu den eigenen Gunsten zu entscheiden. Hatten am Ende sogar noch Pech, weil die Unparteiischen den Ball knapp 12 Sekunden vor Schluss wohl fälschlicherweise Darüssafaka zusprachen. Den Videoclip dieser Szene ließ Djordjevic dutzende Male auf seinem Mobiltelefon ablaufen. Seine Erkenntnis war immer die gleiche: „Das war unser Ball.“ Doch das nützte nichts: Weil seinem Team mit Kidds Wurf der fast schon sicher geglaubte Ertrag noch aus den Händen rann.

Genau das allerdings müssen die Bayern nun binnen von nur zwei Tagen aus den Köpfen bekommen. Freitagabend (20 Uhr) steht das Wiedersehen im Audi Dome auf dem Programm. Nur mit einem Sieg, so sind die fiesen Realitäten im kleinen Europapokal-Wettbewerb, können sich die Bayern im Geschäft halten. Sorgen, dass das bittere Ende des ersten Duells dann noch ins morgige zweite Aufeinandertreffen hineinwirken könnte, hat zumindest Djordjevic nicht. „Ich werde die Spieler bis dahin schon in die richtige Verfassung bringen“, sagte der 50-Jährige.

Und vielleicht ist dabei der Umstand ganz hilfreich, dass die Bayern sich selbst ja eine Blaupause geliefert haben, wie dem türkischen Spitzenklub beizukommen ist. In der ersten Hälfte hatten sie mit einer kompakten Defensive viel Schwung aus Darüssafakas Angriffen genommen – in den beiden ersten Vierteln brachte es das Ensemble um den kongenialen Spielmacher Scottie Wilbekin auf nur jeweils magere 15 Punkte. Und selbst ließen die Münchner den Ball munter kreiseln. Was auch der Istanbuler Starcoach David Blatt ziemlich beeindruckend fand: „Sie sind mit großer Wucht hier aufgetreten“, sagte er, „wie ein Favorit.“

Doch es bleibt ein Umstand, der die Bayern auch durch diese Saison begleitet. Man tut sich bisweilen noch schwer, über ein gesamtes Spiel hinweg höchstes Niveau abzurufen. Kürzlich im zweiten Viertelfinale gab der Pokalsieger eine Zehn-Punkte-Führung aus der Hand und musste noch ein drittes Mal vor eigenem Publikum ran. In Istanbul hatte man sich kurz vor der Pause sogar bis auf 23 Zähler abgesetzt. Bis zum Schlussviertel blieben davon nur noch winzige fünf übrig. „Wir wussten, dass sie nach der Pause anders auftreten werden“, haderte Djordjevic, „aber wir haben trotzdem nicht optimal reagiert.“

Das muss im zweiten Duell anders werden, aber vielleicht hilft dabei ja der Blick in die Statistik. Ihre bisherigen zehn Heimspiele in dieser Eurocup-Saison haben die Bayern allesamt gewonnen.

Artikel 7 von 27