„Wir sind die Auslese“

von Redaktion

Start ins WM-Jahr mit zwei ausverkauften Spielen – und unter einem englischsprachigen Motto

Von Günter Klein

Düsseldorf – Draußen vor dem Hotel im Düsseldorfer Medienhafen, in dem die Nationalmannschaft abgestiegen ist, steht ihr neu(er) lackierter Bus. Er ist schon mit einer WM-Botschaft versehen worden: „Best Never Rest“. Es soll bedeuten, dass die Besten sich niemals eine Pause gönnen. Und das „v“ im „Never“ soll auch die römische Ziffer für „Fünf“ darstellen. Das Ziel der Ziele: Im Juni/Juli in Russland zum fünften Mal Weltmeister werden.

Mit den englischsprachigen Slogans ist es so eine Sache: Manchmal führen sie zu Fehlinterpretationen wie das „Come in and find out“ einer Parfümeriekette, die einlud, dass man herausfinden solle, was sie an Düften zu bieten habe – was aber eine Mehrheit der Deutschen übersetzte mit „Komm rein und finde wieder hinaus“. Gut also, wenn Oliver Bierhoff, der für die Nationalmannschaft und ihren Marketingauftritt verantwortliche DFB-Direktor das noch einmal erklärt. Es sei eigentlich ein Werbespruch von Mercedes, den man bei der WM auch gar nicht verwenden dürfe („Hyundai als FIFA-Partner würde sich da nicht freuen“) – aber treffe genau das, wofür der deutsche Fußball im Hier und Jetzt stehe.

„Das nächste sind nicht kleine Korrekturen, sondern ein großer Schritt“, sagt Bierhoff. Er propagiert die DFB-Akademie, in der am Fußball geforscht werden soll. „Die anderen Nationen schlafen nicht. Aber ich kenne keine Nation, die eine so gute Struktur hat wie unsere.“ Den Vorsprung will Bierhoff verteidigen, ausbauen. Der zweite WM-Titel in Folge würde dem Projekt Schub verleihen, für die Arbeit mit den nächsten Generationen motivieren.

Nun geht das WM-Jahr los. Der DFB hat für Freitag in Düsseldorf (20.45 Uhr) Spanien und für kommenden Dienstag in Berlin Brasilien als Testspielgegner verpflichtet. Was der DFB lange nicht mehr vermelden konnte: Die Spiele sind ausverkauft. Dass dem zuletzt nicht mehr so oft der Fall war, hat eine Diskussion über Anstoßzeiten (zu spät) und Ticketpreise (zu hoch) losgetreten. „Aber es kommt doch auch auf die Gegner an“, meint Bierhoff. Die (ehemaligen) Weltmeister ziehen einfach. „Die WM fängt in den Köpfen so langsam an- Und die Menschen spüren, dass unsere Mannschaft die Spiele ernst nimmt.“

Tut sie es? Für etliche Spieler geht es darum, sich in einem Konkurrenzkampf, wie es ihn in der Nationalmannschafts-Geschichte kaum gegeben hat, für die WM zu empfehlen, einige können sich ihres Standings auch sicher sein. Wie Thomas Müller.

Er war wesentlich daran beteiligt, dass die Nationalmannschaft derzeit bei einer Serie von 21 Partien ohne Niederlage steht. Mit 23 würde sie einen inoffiziellen Rekord einstellen, Müller sagt mit einem ironisch-pflichtbewussten Lächeln: „Dann wollen wir den Rekord auf jeden Fall.“ Er hat schon mal verlauten lassen, dass er unterschiede zwischen Pflicht- und Nichtpflichtspielen – und für seine Ehrlichkeit öffentliche Empörung abbekommen.

„Best Never Rest“ – das muss nun also auch für diese Freundschaftsspiele gelten. „Wir haben die Mentalität, dass wir gewinnen wollen. Wir können auch mit Trainingsniederlagen nicht gut einschlafen“, sagt Thomas Müller, „daher sind wir die Auslese“. Zugleich dürfe man, „wenn ein Spiel mal in die Hose geht, an einem negativen Ergebnis emotional nicht so hängen, dass man die nächsten zwei Wochen nichts mehr zustande bringt“. Daher: „Wir müssen professionell sein, wenn wir mal verlieren, dürfen uns nicht aus der Bahn werfen lassen. Zum Job der Auslese gehört es auch, sich wieder in die Spur zu bringen“.

Für Thomas Müller hat eine Begegnung mit der Nationalmannschaft von Spanien auch einen vereinspraktischen Bezug. Denn mit dem FC Bayern wird er – fast schon üblich in der fortgeschrittenen Phase der Champions League – wieder auf einen Verein aus der Primera Division (oder La Liga, wie sie sich nennt) treffen, diesmal den FC Sevilla. Nach seiner Einschätzung, sagt Müller, seien „Qualität und Leistungsdichte bei den Spaniern extrem vorhanden. Es könnte fürs Auge ein interessantes Spiel werden.“

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