München – Joachim Löw wäre es sicher lieber, wenn Philipp Lahm seine Fußballschuhe mit nach Russland nimmt – aber sein langjähriger Kapitän wird die DFB-Auswahl in diesem Sommer nur als Ruheständler begleiten. Der Verband gab bekannt, dass der 34-Jährige, der nach der WM 2014 aus der Nationalelf zurückgetreten war und im vergangenen Sommer seine Karriere beim FC Bayern beendet hat, den Tross bei der WM in seiner neuen Rolle als Botschafter der EM-Bewerbung 2024 vor Ort unterstützt. Immerhin ist ein Umstand wie immer: Philipp Lahm, als Aktiver stets unumstritten, hat sein Ticket frühzeitig sicher. Es wird seine vierte WM.
Seit seinem Abschied aus dem Profibereich organisiert der Münchner sein Leben als Familienvater und Unternehmer. Er ist an einigen Firmen beteiligt und sammelt Erfahrungen auf dem wirtschaftlichen Sektor. Eine Rückkehr zum FC Bayern steht derzeit nicht im Raum, nachdem es bereits im Ausklang seiner Karriere zu keiner Einigung über eine passende Rolle in der Klubführung gegeben hatte. Beim DFB hingegen fand Lahm eine Möglichkeit, dem Fußball erhalten zu bleiben – auf eine Art, die ihn nicht zu sehr von seinen privaten Interessen abhält. Das Angebot, Botschafter für die deutsche EM-Bewerbung 2024 zu werden, habe er nicht ablehnen können, sagte er. Zu intensiv sei die Erinnerung an die WM 2006, bei der er in München im Auftaktspiel gegen Costa Rica das erste Tor erzielte. Es war damals „der internationale Durchbruch“, meinte er, für ihn selbst wie für ein neues Deutschland, das am Ende 2014 endlich den Titel holte, als Abrundung einer Ära. Die Erlebnisse 2006 hätten ihn geprägt, sagte Lahm, „und die Chance, die EM 2024 nach Deutschland zu holen, sollten wir nutzen“. Er will helfen.
Beim Länderspiel am Freitag gegen Spanien wird Lahm in Düsseldorf auf der Tribüne sitzen. In Russland ist angedacht, dass er auf jeden Fall beim Auftakt am 17. Juni in Moskau gegen Mexiko dabei ist. Auch ein Besuch im Quartier von Löws Team in Watuinki sei geplant, so DFB-Präsident Reinhard Grindel. Nur das ganze Turnier über werde der Ehrenspielführer wohl nicht vor Ort sein.
Lahm traut der deutschen Mannschaft in Russland den Sieg zu. „Wir waren das erste europäische Team, das den WM-Titel in Südamerika geholt hat“, sagte er mit Blick auf den Coup 2014 in Brasilien, „jetzt wollen wir die Ersten sein, die den Titel verteidigen.“ Lahm sagt noch immer „wir“ – seine Schuhe wird er aber zuhause lassen.
Leider. ANDREAS WERNER