Der Fußballer Usain Bolt

Er muss stürmen

von Redaktion

Mario Götze sollte es hinkriegen. Oder Marco Reus. Den Ball aus der eigenen Hälfte nach vorne in den freien Raum spielen. So, dass er schön in den Lauf des Neuzugangs von Borussia Dortmund kommt. Der rennt allen davon, kein Gegenspieler kann seine Endgeschwindigkeit erreichen. Erreicht er die Strafraumgrenze, stecken sogar die Flitzeflinken beim anderen Team noch im Mittelkreis fest. Der formidable BVB-Stürmer muss dann halt irgendwie den Ball am Torhüter vorbei und ins Netz bringen. Das müsste er halt noch lernen, da ist er derzeit sicher unvollkommen. Doch sein potenzieller Trainer ist Peter Stöger, er kennt sich mit Unvollkommenheit aus – denn er ist Österreicher. Sein Heimatland: Fußball-Weltranglisten-28. – das ist nicht so viel besser als 49. Die Platzierung Jamaikas. Woher Usain Bolt kommt – der diese Woche noch ein Probetraining in Dortmund bekommen soll.

Ein wenig vertraut gemacht mit Profifußball auf hohem Niveau hat Bolt sich ja schon vor Jahren in München, als er mal wieder bei seinem Leibarzt Dr. Müller-Wohlfahrt in Behandlung war und Physiotherapie und Trainingsanlagen des FC Bayern an der Säbener Straße in Anspruch nehmen durfte. Es gab damals eine spontane Pressekonferenz, Bolt erzählte von seinem Traum, die Sprint-mit einer Fußballkarriere zu veredeln. Aber er schränkte ein: Der Ball sei nicht sein Freund, und er sehe sich mehr im Mittelfeld als ganz vorne als Tormaschine.

Schade. Denn würden wir Usain Bolt als strategischen Sechser sehen wollen? Oder als jemanden, der untertänig die Löcher zuläuft? Nein. Sinn ergäbe das alles nur, wenn er vollstreckt. So ähnlich wie der verschwundene Aubameyang, nur noch schneller und entschlossener. Das müsste schließlich alles im Torjubel enden: der Bogenschützen-Geste.

Natürlich ist das alles eine riesige Werbesache. In Dortmund wird Bolt vorspielen, weil sein Ausrüster auch der des BVB ist. Vielleicht hat er auch schon von Marco Reus gehört und glaubt, der hätte mit Julian Reus zu tun, einem der schnellsten weißen 100-m-Läufer. Es ist gewiss nicht die „Echte Liebe“, die ihn aufs BVB-Trainingsgelände Brackel führt.

Sein Traumverein ist ohnehin Manchester United. Das wird natürlich auch nichts, doch für einen Moment möchten wir uns der Vision hingeben. Pep Guardiola, der Trainer von Manchester City, wäre in heller Aufregung vor dem Stadtderby, würde nächtelang die 100-Meter-Videos von Bolt seit Peking 2008 analysieren – und schließlich mit dem Transfer eines Manndeckers für Bolt reagieren: Es wäre ein Amerikaner, Justin Gatlin. Er war bei der Leichtathletik-WM schneller als Bolt.

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