Schalke versaut den Bayern die Party

Titel „Best of the rest“

von Redaktion

Eine Meisterparty in dieser sibirischen Kälte von Leipzig, sie hätte den Anschein erweckt, als hätten die Bayern mal wieder einen Rekord aufgestellt. Der 27. Spieltag wäre ohnehin früh gewesen für den vorzeitigen Titelgewinn, die Begleitumstände aber hätten das Ereignis noch besonderer gemacht. „Meister an Ostern“ kennt man. Aber „Meister im Schnee“? „Meister bei Minusgraden“? „Meister mit gefrorenen Händen“? Eher nicht. Die Vorbereitungen auf die eisige Sause allerdings konnten ja schon am Samstag ad acta gelegt werden. Dank oder – um neutral zu bleiben – wegen: Schalke 04.

Wohl selten hat es die Bayern seit der Amtsübernahme vom Jupp Heynckes so interessiert, was auf den Plätzen hinter ihnen passiert, wie am Tag vor dem Auswärtsspiel in Leipzig. Der Flieger war gerade gelandet, der erste Kälteschock verdaut, als die Partie in Wolfsburg angepfiffen wurde. Zum Siegtor durch den bemitleidenswerten Wolfsburger Robin Knoche war bereits „Prime Time“, und ins Bett ging man mit dem Gewissen, dass am Sonntag ein ganz normales Bundesliga-Spiel anstehen würde. Eine Tatsache, die zu verdauen ist, wenn man den sechsten Titel in Folge direkt vor Augen hat. Denn den können natürlich auch keine Schalker im Höhenflug streitig machen.

Und trotzdem darf man in Gelsenkirchen ruhig mal ein bisschen stolz sein auf das, was sich in den vergangenen Wochen angedeutet und an diesem Spieltag bestätigt hat. Wer im engen Rennen um den Platz hinter dem Branchenprimus fünf Siege in Serie feiert, hat sich den Titel „Best of the rest“ redlich verdient. Nicht immer ist es ansehnlich, was die Mannschaft von Domenico Tedesco auf den Platz bringt. Aber es ist gnadenlos effektiv. Schon jetzt, auf Platz zwei in der Liga und als Halbfinalist im DFB-Pokal, kann man von einer Saison sprechen, wie sie Königsblau lange nicht erlebt hat.

Dass man im Hintergrund dennoch nicht nur euphorisch, sondern auch besorgt ist, hat aber einen guten Grund. Denn das Schicksal, nach einer starken Spielzeit ohne die besten Spieler international antreten zu müssen, wird auch Schalke ereilen. Champions League ohne Leistungsträger wie Leon Goretzka und wohl auch Max Meyer ist in etwa so aussichtsreich wie ein Titelrennen mit den Bayern. Nur: „Best of the rest“ von Europa ist noch frustrierender.

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