Are – Als Feierbiest ist Viktoria Rebensburg eigentlich nicht bekannt – auf ihren Coup wollte die beste Riesenslalom-Fahrerin des Winters aber auf jeden Fall anstoßen. Die Oberbayerin sicherte sich beim Weltcup-Finale in Are ihre dritte Disziplin-Kristalltrophäe, ließ sich dabei auch von einer Rennabsage nicht die Laune verderben und kündigte gestern an: „Wir fliegen erst morgen heim. Da ergibt sich schon die Möglichkeit, das eine oder andere Getränk zu nehmen.“
Und das hat sich Rebensburg verdient, ihr Riesenslalom-Winter war beeindruckend: Von acht Weltcup-Rennen gewann die 28-Jährige drei, dreimal wurde sie Zweite, nur zweimal landete sie außerhalb der Top 10. „Sie kann sehr stolz sein“, sagte Alpinchef Wolfgang Maier. „Sie hat die Kugel verdient und souverän gewonnen. Sportlich die höchste Auszeichnung ist die, die man über die ganze Saison hinweg gewinnt.“
Mit 92 Punkten Vorsprung auf Tessa Worley (Frankreich) sicherte sich Rebensburg ihre dritte kleine Kristallkugel nach 2011 und 2012. Die Absage des Riesentorlaufs wegen Sturm- und Schneeböen in Are hatte gestern kaum noch entscheidende Auswirkungen auf den Kampf um die Kugel: Um an der Spitze des Disziplin-Klassements noch abgefangen zu werden, hätte Worley das Rennen gewinnen und Rebensburg die Top 15 verpassen müssen.
Glücklich und gelöst stieg sie auf das Podium und präsentierte im schwedischen Schneetreiben die Kugel. „Ich habe gar nicht gewusst, dass die so schwer ist“, witzelte die Olympiasiegerin von 2010 sechs Jahre nach ihrem bis dahin letzten Erfolg in der Disziplinwertung.
Dass Rebensburg Platz drei der Gesamtwertung hinter US-Star Mikaela Shiffrin und Wendy Holdener (Schweiz) verteidigte, machte den Abschluss einer für sie komplizierten Saison nur noch wertvoller. Im Januar hatte sie wegen eines Infekts gleich fünf Rennen verpasst. „Das ist richtig schön, weil man weiß, wie viel harte Arbeit dahintersteckt“, betonte die Kreutherin. „Es zeigt, dass die Konstanz über die ganze Saison vorhanden war.“ Ihre insgesamt 977 Punkte holte Rebensburg bei nur 18 Starts.
Selbst die Winterspiele von Pyeongchang mit der knapp verpassten Medaille seien angesichts der Kristallkugel abgehakt, sagte Rebensburg. „Das ist wirklich abgeschlossen und zum Glück Geschichte. Es war wichtig, dass ich ein gutes Ende hinlege. Das stimmt mich positiv für das nächste Jahr.“
Überragende Alpine dieses Winters war erneut Mikaela Shiffrin, die am Samstag ihren neunten Saisonsieg im Slalom-Weltcup feierte – mehr schaffte in einem Winter keine Ski-Rennläuferin in einer Disziplin. „Meine ganze Saison war großartig“, sagte die Gesamtweltcup-Siegerin.
Das gilt auch für Marcel Hirscher mit seinem siebten Gesamtsieg in Serie. Durch die Absage des Slaloms am Sonntag wurde ihm aber die Chance auf den historischen 14. Saisonsieg genommen. „Den hätte ich gerne gefeiert“, sagte der Österreicher. Doch nach dem Triumph im Riesenslalom am Samstag blieb es bei 13 Siegen, die vor ihm auch Ingemar Stenmark (Schweden) und Landsmann Hermann Maier eingefahren hatten.