Bayern eiskalt erwischt

von Redaktion

Leipzig gewinnt beim 2:1 erstmals gegen die Münchner – Titel-Party an Ostern ungewiss

Von HANNA RAIF

Leipzig – Über die Wünsche, die Jupp Heynckes für die Partie seiner Bayern in Leipzig im Kopf hatte, wusste man im Vorfeld der Partie nicht ganz so viel wie über jene seines Trainerkollegens. Ralph Hasenhüttl hatte sich vorgenommen, das Abschluss-Spiel des 27. Spieltages in voller Mannesstärke, ohne Gegentor und mit mindestens einem eigenen Treffer zu beenden. Wunschdenken, sagt man wohl dazu. Aber es kam immerhin so ähnlich.

Bei Abpfiff des hitzigen Spiels stand ein 1:2 (1:1), der erste Leipziger Sieg gegen die Bayern und die erste Niederlage für den Rekordmeister seit November. Sandro Wagner hatte die Bayern früh in Führung gebracht (12.), ehe Naby Keita (37.) und Timo Werner (56.) die Partie drehten. 42 558 Zuschauer wurden bestens unterhalten und sahen, dass die Münchner zumindest in einer Partie noch schlagbar sind. „Wir sind von Anfang an nicht so in unser Spiel gekommen“, sagte Bayern-Torhüter Sven Ulreich: „Wir waren nicht so wach wie gewohnt.“ Am Osterwochenende sind die Münchner nun auf Schützenhilfe angewiesen, um die Meisterschaft vorzeitig und vor heimischem Publikum feiern zu dürfen.

Dass es an diesem Sonntag in der eisigen Kälte von Leipzig definitiv noch nicht um die Titel-Sause gehen würde, wussten Heynckes und sein Team seit Samstagabend. Zwar startete man mit einem Puffer von 17 Punkten vor Schalke 04 in die Partie, bei sieben ausstehenden Spieltagen aber war rechnerisch noch alles möglich. Im Fokus stand daher vor der Länderspielpause vor allem das Ziel, die Sieges-Serie zu halten, die die Bayern ohne Heynckes gegen RB Leipzig gestartet hatten. Immerhin für den Altmeister unter den Bundesliga-Trainern war ein Duell mit Leipzig ja etwas Neues.

Heynckes blieb seiner Rotationstaktik treu und brachte im Vergleich zum 3:1 unter der Woche in Istanbul sechs neue Kräfte. Anstelle von Rafinha, Jerome Boateng, Javi Martinez, Franck Ribery und dem verletzten Thiago starteten Joshua Kimmich, Niklas Süle, James, Sandro Wagner, Sebastian Rudy und Juan Bernat. Sie machten das gut, aber von Beginn an nicht so gut wie die Gastgeber. RB kam besser in die Partie, aktiver, aggressiver, temporeicher. Was aber nichts daran änderte, dass die Bayern anfangs noch souverän agierten.

Das 1:0 fiel eher aus dem Nichts. James und Müller kombinierten sich beim besten Münchner Angriff der ersten 45 Minuten nach vorne, James sah im Strafraum gleich drei freie Mitspieler, Wagner nahm die Flanke dankbar per Kopf ab. Eiskalt, wie ein Stürmer es machen muss, aus acht Metern ins Netz. Dass beinahe im Gegenzug bereits der Ausgleich durch Upamecano fiel, deutete an, dass die Gastgeber nicht geschockt waren. Die Bayern konnten Sven Ulreich danken, dass er die Unachtsamkeit von Mats Hummels mit zwei starken Paraden ausbadete.

Weiterhin fand der Großteil der Partie in der Hälfte der Bayern statt, Leipzig investierte wahnsinnig viel, hatte gegen Bayerns gut stehende Hintermänner aber lange Mühen. Viele kleine Fouls nahmen dem Spiel oft das Tempo, bis Leipzig nach einer halben Stunde durch Brumas Freistoß und Timo Werners Schuss beinahe traf. Ulreich und Süle retteten in höchster Not, waren neun Minuten später dann aber machtlos. Das Leipziger Pressing wurde belohnt, Keita erhielt den Ball nach einem Gegenstoß und machte aus acht Metern kurzen Prozess.

Die Bayern kamen aktiver aus der Pause, wurden aber trotzdem wieder überrannt. Nach einer Balleroberung ging es über Keita und Werner schnell, der Nationalspieler ließ sich nicht lange bitten – er machte das 2:1 nach 543 torlosen Minuten. Ribery, Lewandowski und Rafinha kamen und sollten für mehr Tempo nach vorne sorgen. Bayern wurde aktiver, Hummels scheiterte zwei Mal, ein Elfmeter wurde trotz Videobeweis nicht gegeben. Der Schlussspurt brachte nichts ein. 1:2 – das war sicher nicht Heynckes’ Wunsch.

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