Kontiolahti – Schon den letzten Anstieg vor dem Ziel lief Vanessa Hinz mit einem dicken Grinsen auf dem Gesicht hinauf, denn sie wusste: Den ersten Weltcupsieg nimmt ihr keiner mehr. Zum Abschluss der Biathlon-Rennen im finnischen Kontiolahti siegte die 25-Jährige aus Schliersee im Massenstart. Bei der Fahrt über die Ziellinie riss die Staffel-Weltmeisterin überglücklich die Arme in die Höhe und verbeugte sich vor dem finnischen Publikum. „Ich habe so lange an mir gezweifelt und jetzt stehe ich ganz oben“, sagte Hinz und war dabei den Tränen nahe: „Dieses Mal war das Glück auf meiner Seite, ich habe das Pech schon oft auf meiner Seite gehabt.“
Als beste Weltcup-Resultate hatte Hinz bislang zwei vierte Plätze zu Buche stehen. Schon so oft habe sie gedacht, „jetzt muss es doch mal mit dem Podest klappen“ – in Kontiolahti klappte es gleich mit dem Platz ganz oben.
Damit stahl sie auch Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier die Show. Nach ihrer Pause am Samstag – Dahlmeier war im Mixed-Rennen geschont worden – wurde die Garmisch-Partenkirchnerin nach drei Strafrunden 1:12,4 Minuten hinter Hinz Siebte. Maren Hammerschmidt (4) landete auf Rang elf, Franziska Hildebrand (2) kam als 15. ins Ziel.
Am Vortag sah Hinz’ Biathlon-Welt noch völlig anders aus. Gleich acht Nachlader hatte sie in der Single-Mixed-Staffel an der Seite des Schwarzwälders Roman Rees benötigt, ein enttäuschender 11. Platz war das Resultat.
Gestern zeigte Hinz dann vom Start weg eine tadellose Leistung. Zusammen mit den bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls fehlerlosen Lisa Vittozzi (Italien) und Anais Chevalier (Frankreich), die am Ende Rang zwei und drei belegten, kam Hinz zum letzten Stehendschießen. Dort behielt die dreimalige Weltmeisterin als einzige des Spitzentrios die Nerven.
Zuvor waren die Männer im Massenstart denkbar knapp am Podest vorbeigeschrammt. Beim Sieg des Österreichers Julian Eberhard (2 Strafrunden) landeten Benedikt Doll (2), Erik Lesser (1) und Peiffer (2) auf den Rängen vier, fünf und sechs, wobei deutlich mehr drin gewesen wäre. Gerade Peiffer lag lange aussichtsreich im Rennen. Bis zum letzten Schießen war der 30-Jährige in Führung, verballerte dann aber mit zwei Strafrunden die Hoffnungen auf seinen neunten Weltcupsieg. sid