paralympics

Traum vom Edelmetall

von Redaktion

Georg Kreiter fährt der Weltspitze in diesem Winter hinterher – will in Pyeongchang aber eine Medaille gewinnen

von christopher meltzer

München – Die erste olympische Herausforderung musste Georg Kreiter schon vor dem Abflug nach Südkorea meistern. Es war dieses Mal nämlich besonders mühsam, das Reisepaket zusammenzustellen. Neben den vielen empfindlichen Ersatzteilen für seinen Monoski musste Kreiter dort auch die offiziellen Kleidungsstücke des Deutschen Behindertensportverbands sowie weitere Kleinigkeiten unterbringen. Und dann war da ja noch das Hufeisen.

Als Kreiter am vergangenen Mittwoch noch die Jahreshauptversammlung seines Vereins, des RSV Murnau, besucht hat, drückte ihm Florian Fischer, der Präsident, ein Hufeisen in die Hand. Er hatte es auf einer Pferdekoppel gefunden und sofort an Kreiter gedacht, der dann auch versprach, den Glücksbringer aus der Heimat mit nach Pyeongchang zu nehmen.

Nun ist es so, dass Kreiter, 33, bei seinen zweiten Paralympics ein wenig Glück wahrlich nicht schaden kann. Im Weltcup fährt der Sportler aus Thanning bei Wolfratshausen in diesem Winter meistens hinterher. „Momentan“, gibt er zu, „bin ich weit weg von den Medaillenrängen.“ Er glaubt aber, dass auf der größten Bühne seines Sports „nur die ersten drei Plätze zählen“. Es ist daher die Aussicht auf eine Medaille, die Kreiter antreibt. Er sagt: „Das ist der Traum, den ich mir in den Kopf gesetzt habe.“

Vor vier Jahren war Kreiter, der seit einem Motorradunfall 2002 querschnittgelähmt ist, kurz davor, sich diesen Traum zu erfüllen. Im Riesenslalom von Sotschi startete der Mono-Skifahrer als Vierter in den zweiten Durchgang. Doch im finalen Lauf stürzte er.

Die Enttäuschung spornte Kreiter aber an. Ein Jahr später, im Frühjahr 2015, wurde er im kanadischen Panorama Doppel-Weltmeister, was in Deutschland mit der Auszeichnung zum Behindertensportler des Jahres belohnt wurde. Er, der als Mediendesigner in der Druckerei seines Bruders arbeitet, träumte wieder: von Pyeongchang.

Jetzt, da sich ihm die nächste und vielleicht schon letzte Chance auftut, hadert Kreiter aber. „Ich bin zu langsam“, sagt er. Um in der Weltspitze mitzumischen, müsse er sehr viel Risiko eingehen. In der Abfahrt, die die paralympischen Ski-Wettkämpfe am Samstag eröffnet und Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h erlaubt, wird Kreiter daher vermutlich nicht starten. Er fühlt sich wohl in den technischen Disziplinen, im Slalom und Riesenslalom.

Ohnehin knüpft Kreiters sein Leistungsvermögen an das Gefühl des Wohlbehagens. Diese Lektion hat er in Sotschi gelernt, wo er „vom Drumherum überwältig“ worden ist, wie er heute erzählt. Das olympische Dorf, die Sicherheitskontrollen und auch die vielen Zuschauer brachten ihn ein wenig aus dem Konzept. „Ich hatte plötzlich so viele Autogrammwünsche und Interviewanfragen, die man vier Jahre lang gar nicht hat“, sagt er.

Nun aber glaubt Kreiter zu wissen, wie er mit den Ablenkungen umgehen muss: „Ich kann das ausblenden“, sagt er. Vielleicht gilt das auch für den Weltcup-Winter, der aufgrund der mittelmäßigen Ergebnisse und der vielen Renn-Absagen „zäh und schwierig“ war. Er meint jedenfalls: „Ich habe nochmal gut trainiert und fühle mich bereit.“ Alleine auf die Glückskraft eines Hufeisens will Georg Kreiter sich eben nicht verlassen.

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