Weit weg von Friede, Freude, Eierkuchen

von Redaktion

„Ohne Scheuklappen“ durch den Abstiegskampf – und dann zur WM?

München – „Drei vor Zwölf“? Maximilian Arnold denkt über die Aussage seines Trainers nach, bevor er sagt: „Zu 85 Prozent stimmt das, aber die anderen 15 Prozent liegen jetzt an uns.“ Heißt: An ihm und seinen Mitspielern vom VfL Wolfsburg, aktuell auf Tabellenplatz 13 – und an diesem Samstag (15.30 Uhr) Gastgeber des FC Bayern.

Arnold klingt ruhig im Gespräch, er ist mit etwas Abstand nicht mehr ganz so geladen wie noch am Wochenende nach dem 1:3 in Bremen, als er die Lage des VfL relativ unverblümt als „sch  . . . e“ bezeichnet hatte. Trotzdem sagt der 23-Jährige: „Es ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Wir wissen, in was für einer Situation wir stecken. Rosig ist die gerade nicht.“

Dass Arnold die Dinge direkt anspricht, liegt an seinem Gemüt, aber auch daran, dass der Mittelfeldspieler mehr in der Öffentlichkeit steht als andere. Jüngster Bundesliga-Profi der Klubhistorie, mit einem Vertrag bis 2022 ausgestattet – Arnold ist eines der Gesichter des VfL Wolfsburg und übernimmt seit seiner Vertragsverlängerung im Winter „vielleicht noch bewusster Verantwortung“. Wenn es aber nicht läuft, sagt er, „sind wir gemeinsam gefragt, das zu ändern“. Das Pokal-Aus, die Diskussion um Trainer Martin Schmidt, der für Samstag angekündigte Stimmungsboykott der eigenen Fans, all das darf nicht in den Vordergrund rücken. Ziel ist und bleibt es „das Team zu sein, das den Bayern mal weh tut“. Arnold stellt klar: „Wir geben uns nicht kampflos geschlagen. Mutig auftreten ist meist ein guter Schlüssel.“

Vor knapp einem halben Jahr, im letzten Bundesliga-Spiel von Carlo Ancelotti, ist das gelungen. Aus einem 0:2 wurde ein 2:2, Arnold ebnete mit seinem Anschlusstreffer den Weg zum verdienten Remis. Nun aber, gibt er zu, gastiert Tabellenführer Bayern bei „einer Mannschaft, die im Kampf um den Klassenerhalt steckt“. Vier Punkte Vorsprung sind es aktuell auf den Relegationsplatz, es stehen anstrengende Wochen an. Immerhin sieht Arnold es als Vorteil, inzwischen erprobt im Abstiegskampf zu sein. Aus der vergangenen Saison weiß er: „Man muss versuchen, eine gewisse Lockerheit an den Tag zu legen, darf nicht die Scheuklappen aufsetzen.“ Nur dann kann es gelingen, „die 100 Prozent zu erreichen, die man in der Bundesliga braucht“.

Zuletzt war der VfL davon weit entfernt. Nur einen Sieg gab es in der Rückrunde, die Niederlage in Bremen war spielerisch ein Tiefpunkt. Arnold ist neben Kapitän Paul Verhaegh nun einer, der vorneweg gehen will und muss. „Meine Meinung“, sagt er lachend, „wird meistens auch gehört“. Dass er nicht mehr allzu gerne als „Maxi“ gesehen, sondern lieber mit seinem vollen Namen „Maximilian“ angesprochen wird, ist ein kleines, aber feines Detail seiner Entwicklung.

Arnold ist einer, den man kennt im deutschen Fußball. Denn sicher ist es keine schlechte Visitenkarte, die U 21 im Sommer als Kapitän zum EM-Titel geführt zu haben. Er selbst spricht von „tollen vier Wochen“ beim Turnier in Polen, weist aber darauf hin, „dass es nur die U 21 war“. Für eine WM-Teilnahme in Russland müsse daher „alles zusammenpassen, da bin ich Realist“. Wenn es nicht klappt, „geht für mich die Welt nicht unter“. Und außerdem „haben wir bis dahin noch einige Hürden zu überspringen“. Die erste ist der FC Bayern. Und das Ziel: Die Uhr wieder weg drehen von „drei vor Zwölf“ – dann geht alles leichter. hanna raif

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