Pyeongchang – Laura Dahlmeier sah sich zu einer kurzen Klarstellung veranlasst: „Das war heute kein 60. Platz sondern ein dritter. Und es gehört viel dazu, bei Olympia eine Medaille zu gewinnen. Das ist kein Selbstläufer.“ Nach zweimal Gold hatte es im Einzelrennen über 15 km Bronze gegeben für die Biathletin vom SC Partenkirchen. Für Dahlmeier ein großer Grund zur Freude: „Ich bin überglücklich – das ist der Wahnsinn.“ Auch Bundestrainer Gerald Hönig betonte: „Das ist eine gewonnene Bronzemedaille – und keine verlorene Goldene.“
Nach ihren beiden Olympiasiegen waren ja in der Heimat erste Hoffnungen angeklungen, nun könnte es bis zum Ende der Spiele so weiter gehen. Doch Dahlmeier erklärte gestern mit Nachdruck: „Sechs Goldmedaillen – das war für mich nie ein Thema.“ Stattdessen sei sie hochzufrieden, sich bei diesen Winterspielen in Topform präsentieren zu können: „Es ist nicht normal, dreimal hintereinander auf dem Podium zu stehen.“
Ohnehin war bei der Garmisch-Partenkirchnerin die große Frage gewesen, ob sie ihren Schwächeanfall – erlitten nach dem Verfolgungsrennen – schon verkraftet hatte. Die Antwort gab sie mit einem erneut starken Rennen. „Wir Sportler zeigen, dass wir uns schnell erholen können.“ Nur eine einzige Unsicherheit erlaubte sie sich: der letzte Schuss im ersten Liegendschießen ging daneben. „Da war ich nicht konsequent genug“, sagte sie, „aber ich habe noch sehr gut die Kurve gekratzt.“ Am Ende lagen nur die Schwedin Hanna Öberg und Anastasia Kuzmina (Slowakei), die ihr zweites Silber gewann, vor ihr.
Edelmetall nur knapp verpasst hat Franziska Preuß, die nach bravourösem Rennen und null Fehlern im Schießen 18,5 Sekunden langsamer war als Dahlmeier. Doch die 23-Jährige vom SC Haag strahlte übers ganze Gesicht. „Ich bin megaerleichtert“, sagte sie, „über den vierten Platz kann ich nach der schwierigen und holprigen Saison stolz sein.“ Nach einer Operation der Nebenhöhlen war Preuß mit großem Trainingsrückstand in die Olympiavorbereitung gestartet, endgültig qualifiziert hatte sie sich erst beim letzten Weltcup in Antholz. Auf den letzten Drücker also. Umso inniger herzte sie Bundestrainer Hönig nach dem Rennen. „Für Franzi ist es eine kleine Wiedergeburt nach einer langen Leidenszeit“, sagte er. Sein Lob galt auch der ganzen Mannschaft. Franziska Hildebrand (9.) und Maren Hammerschmidt (17.) hielten sich achtbar. „Ich bin unheimlich stolz auf das ganze Team. So einen guten Einzel hatten wir schon lange nicht mehr.“
Gold für Pichlers Schützling Öberg
Ganz oben auf dem Siegerpodest befand sich eine Skijägerin, mit der niemand gerechnet hatte. Bei Hanna Öberg stand bislang ein 5. Platz im Weltcup als bestes Ergebnis zu Buche. Insgesamt hat es die 22-Jährige aus dem schwedischen Kiruna in ihrer noch jungen Karriere ganze zweimal unter die Top 10 geschafft. Gestern brach sie vor Glückseligkeit schon einige Minuten vor Ende des Rennens in Tränen aus. Die zweifache Junioren-Weltmeisterin, die bei Olympia schon als Sprint-Siebte einen bemerkenswerten Auftritt hatte, räumte alle zwanzig Scheiben ab und konnte ihr Glück kaum fassen: „Ich kann es nicht glauben“, rief Öberg, die von Cheftrainer Wolfgang Pichler (Ruhpolding) betreut wird. Dahlmeier meinte: „Hanna ist eine Überraschung für jede von uns.“ Wobei sie hinzufügte: „Es ist für sie sicher ein großartiges Gefühl, bei Olympischen Spielen auf dem Podium zu sein.“ Keine Biathletin in Pyeongchang weiß das so gut wie Laura Dahlmeier.