Medaillenschmied Weinbuch

Der ewige Hermann

von Redaktion

Hermann Weinbuch gehört zur Nordischen Kombination ungefähr so wie der Schnee zum Winter. Seit sage und schreibe 22 Jahren schon trimmt er die deutschen Ski-Zweikämpfer für die Medaillenjagd. Als er sein Amt antrat, lag die Sparte am Boden. Unter seiner Regie erlebten die Kombinierer eine dauerhafte Hochkonjunktur, holten mehr als 40 Medaillen bei Winterspielen und Weltmeisterschaften.

Weinbuchs Medaillenschmiede zählt zu den effektivsten und ertragreichsten im deutschen Sport überhaupt. Auch weil der Mann aus Bischofswiesen in idealtypischer Weise den Trainerberuf verkörpert. Seine Autorität und sein Einfühlungsvermögen wurzeln in seiner aktiven Laufbahn. Als dreifacher Weltmeister zählte er einst selbst zur Elite seiner Sportart. Mit der Erfahrung des erfolgreichen Sportlers widmete er sich dann dem Wiederaufbau und wuchs in seiner neuen Rolle zur väterlichen, allseits hundertprozentig respektierten Vaterfigur. Er brachte große Könner heraus, wie Ronny Ackermann, Björn Kircheisen, Georg Hettich. Mit der aktuellen Generation um Doppel-Olympiasieger Eric Frenzel und dem vierfachen Weltmeister Johannes Rydzek hat er die Kombinierer auf ein in Deutschland noch nie erreichtes Niveau gehievt.

Weinbuch gilt im Training als harter Hund, und doch ist er kein erbarmungsloser Schleifer. Mit psychologischem Geschick moderiert der 58-jährige interne Rivalitäten, er sorgt dafür, dass Sieger nicht abheben, umgekehrt motiviert er Verlierer. Und als in diesem Olympiawinter sein erfolgsverwöhntes Team besorgniserregend schwächelte, gelang es ihm in den letzten Wochen vor dem Saisonhöhepunkt, durch massiv verstärktes Sprungtraining zum richtigen Zeitpunkt die Topform zurückzuholen. Erik Frenzels Gold im ersten Kombinierer-Wettbewerb war der beste Beweis dafür, dass auch Weinbuch wieder einmal alles richtig gemacht hatte.

Nach über zwei Jahrzehnten intensiven Wirkens liegt allerdings auch die Frage nahe, wie lange Weinbuch, die stabilste Konstante des deutschen Wintersports, noch weitermachen wird. Er selbst hatte ja schon öfters mit Rücktritts-Gedanken gespielt, diese aber stets verworfen. Inzwischen wird gemunkelt, 2019, nach der WM in Seefeld, könnte es so weit sein. Doch: Die deutsche Kombination ohne ihren „ewigen Hermann“? Richtig vorstellen kann und will man sich das nicht.

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