Eine Warnung vorweg: Dieser Text berührt möglicherweise das Feingefühl von Hunde- und Tierliebhabern. Auch Vegetariern sei von der Lektüre abgeraten.
Aber das heikle, stark tabulastige Thema, das in den folgenden Zeilen behandelt werden soll, gehört eben zur koreanischen Lebensart wie die Weißwurst zu Bayern. Kurz: Die Rede ist vom Hundefleisch.
Diese kulinarische Vorliebe taucht in Korea sogar als eine von schwarzem Humor durchtränkte Phrase auf, mit der schlechte Laune kommentiert wird. Sie lautet: „Du machst ein Gesicht, wie ein Hund an Malbok.“ Malbok ist der letzte der sogenannten drei heißesten Tage im Jahr. Und aus diesem Anlass – so will es die hiesige Tradition – wird Hundesuppe („Bosintang“) gegessen. Sie gilt gerade im Hochsommer als erfrischende Köstlichkeit. Man kann sich also ungefähr vorstellen, wie in Korea ein Hund am Schlacht- und Festtag Malbok dreinschaut.
Klar, als Europäer dreht es einem da den Magen um. Aber in Korea gelten Hunde, speziell die in Farmen gezüchtete, sehr niedliche Rasse Nureongi, nicht nur als Leckerbissen, sondern dem Hundefleisch wird auch nachgesagt, gut für die Haut und gegen Verdauungsprobleme zu sein. Die angeblich süßlich schmeckenden Hundeschnitzel werden mit Gemüse gegrillt und mit Ingwer, Essig und Sesam abgeschmeckt. Allein in Seoul gibt es 1500 Hundefleischrestaurants. Der Hundeverzehr pro Jahr liegt in Südkorea angeblich bei 2,5 Millionen Stück.
Inzwischen sehen sich Südkoreas eingefleischte Hundeesser aber auch mit massiven Protesten von Tierschutzorganisationen konfrontiert. Und vor den Olympischen Spielen sind die Restaurants in Pyeongchang dringend dazu angehalten worden, Hundefleisch vorübergehend von der Speisekarte zu entfernen. Schließlich könnte das dem nationalen Image schaden. Aufgrund der massiven Einnahmeverluste haben sich aber nur zwei Lokale daran gehalten.
Ob man da nicht versucht ist, es auch mal zu probieren? Nun, für einen investigativen Journalisten liegt dieser Gedanke tatsächlich nahe. Aus privaten Gründen habe ich letztlich aber doch darauf verzichtet. Offen gestanden: Meine Mutter würde mir das nie verzeihen. Armin Gibis