Allen davongerannt

von Redaktion

Trotz zweier Schießfehler siegt Johannes Thingnes Bö über 20 km – Deutsche gehen leer aus

Pyeongchang – Martin Fourcade schien das Gold sicher im Visier zu haben. 18 Mal hatte er in Serie getroffen, von den letzten beiden Scheiben hätte nur eine fallen müssen – dann hätte der Franzose, seit Jahren der absolute Herrscher seiner Sportart, den zweiten Olympiasieg sicher gehabt. Ein Leichtes, normalerweise, für den elffachen Weltmeister. Doch Fourcade verfehlte im 20-Kilometer-Einzel-Rennen – zu seinem ihm ins Gesicht geschriebene Entsetzen – beide Male das Ziel. Statt Olympiasieger wurde er nur Fünfter mit 42,4 Sekunden Rückstand. Somit war der Weg frei für seinen Dauerrivalen Johannes Thingnes Bö. Der Norweger, der mit einem goldenen Gewehr angetreten war, leistete sich zwar ebenfalls zwei Strafminuten, doch mit einer grandiosen Laufleistung rettete er das erste Olympia-Gold seiner Karriere ins Ziel. Dort gratulierte ihm Norwegens Prinz Hakon. Knapp geschlagen geben mussten sich der Slowene Jakov Fak (5,5 Sekunden zurück) und der Österreicher Dominik Landertinger (14,2).

Die deutschen Skijäger hatten in diesem Getümmel an der Spitze nicht allzu viel zu melden. Im sechsten Biathlon-Rennen dieser Spiele gab es für das deutsche Team erstmals kein Edelmetall. Dem Podium relativ am nächsten kam Erik Lesser, der 2014 in Sotschi in der gleichen Disziplin noch Silber geholt hatte. Diesmal schaffte er es mit nur einem Schießfehler immerhin auf den neunten Rang (1:27,3 Minuten). „Das hat am Schießstand sicher gut gepasst, aber läuferisch war ich nicht da, wo ich hin möchte. Ich habe mich sehr schwer getan. Es war ein ziemlicher Kampf“, sagte Lesser, „insofern kann ich zufrieden sein, dass wenigstens noch der neunte Platz herausgesprungen ist.“

Peiffer ärgert sich: „Sehr viel mehr drin“

Arnd Peiffer befand sich nach zwei Nuller-Runden zunächst aussichtsreich im Rennen. Dann leistete er sich liegend drei Strafminuten. Damit ballerte er sich aus dem Medaillenkampf und wurde 21. „Ich hatte eine Links-oben-Verlagerung. Das war total ärgerlich. Da war sehr viel mehr drin“, sagte er. Simon Schempp patzte so früh, dass er praktisch von Anfang an nur Mitläufer war. „Nach den ersten beiden Schuss war das Rennen für mich fast schon gelaufen“, erzählte der in Ruhpolding lebende Schwabe. Auch beim Stehendschießen lief es nicht: „Da wollte ich es zu genau machen und hatte dann so Zuckungen drin.“ Aufgrund seiner vier Strafminuten musste der Massenstart-Weltmeister mit einem nicht gerade standesgemäßen 36. Rang Vorlieb nehmen. Johannes Kühn, der für die erkrankten Benedikt Doll und Roman Rees ins Team gerutscht war, erlebte ein nicht sonderlich erbauliches Olympia-Debüt. Bei sechs Schießfehlern hatte er sich mit Rang 58 zu begnügen.

Bundestrainer Mark Kirchner nahm die Schlappe seiner Mannen ziemlich gelassen: „Es war zu erwarten, dass man gut schießen muss bei den doch sehr guten Bedingungen“, sagte er. „Es geht halt auch mal so, dass es dann nicht ganz funktioniert.“ Gold und Bronze hatten die deutschen Skijäger in den beiden Rennen zuvor gewonnen. Da kann man schon mal ein Auge zudrücken.  gib

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