Über diesen Spielen schwebt eine große Frage: Auf welchem Kanal schauen wir sie? Auf der öffentlich-rechtlichen GroKo ARD/ZDF – oder bei der Eurosport-Familie? Womöglich tauchen wir auch ab in die Tiefen der Internet-Streams.
Sigi Heinrich, das Eurosport-Urgestein (der Sender wurde vor 29 Jahren quasi um ihn herum gegründet), hat in unserer Zeitung neulich erklärt, dass das Erste und das Zweite einen historischen Vorteil hätten, weil die TV-Geräte so ausgeliefert würden, dass die ersten beiden Programmplätze traditionell schon einprogrammiert seien (ARD = 1, ZDF = 2, Regionales Drittes Programm = 3). Ich weiß nicht, wann der Sigi zuletzt einen Fernseher gekauft hat, aber meiner, erstanden zu Weihnachten 2011, musste sich einem automatischen Sendersuchlauf unterwerfen. Wie ich die Reihenfolge, die sich daraus ergeben hat, hätte ändern können – keine Ahnung. Nun jedenfalls ist das Erste das Neununddreißigste, das Zweite das Siebzehnte. Da ist Eurosport als das Einhundertneunundsechzigste nicht mehr gravierend benachteiligt. Und TLC, der olympische Nebensender von Eurosport, ist gar auf Programmplatz 8.
Schaue ich über den Festplattenrekorder (erworben 2014) fern, der alle Programme alphabetisch listet, ist die ARD die Nummer 54 und das ZDF die 290.
TLC sehe ich zum ersten Mal. Gehört habe ich von der Existenz dieses Programms vor zwei Jahren bei einer Pressekonferenz des Medienkonzerns Discovery, dem die Eurosport-Gruppe gehört. Sky DuMont war da und kündigte an, dass er auf TLC eine Mystery-Dokuserie präsentieren würde und dies der Gipfel seiner Karriere sei. Hach, er kann so charmant schwindeln.
Am ersten Olympia-Wochenende waren wir mal hier (Staatssender), mal da (die Privaten). Es kämpften die Gewohnheit (Erstes, Zweites) und die Neugier (Trägt Frau Müller-Hohenstein ihre Norwegerpullis von Sotschi auf?) gegen das Pflichtbewusstsein: Erstrechte-Inhaber ist Eurosport/TLC – also sollten sie ein Ersteinschalterecht haben.
Eine Versuchung ist freilich auch: der Eurosportplayer. Motto: Sei dein eigener Programmdirektor, sei netflixig. Schau Frauen-Eishockey, Buckelpiste-Qualifikation, gib dir eineinhalb Stunden Siegerehrungen am Stück oder noch einmal das Curling-Mixed zwischen Norwegen und China, das zu nachtschlafender Zeit war. Aufgezeichnet und daher alt? Nicht doch: Es ist re-live. Günter Klein