Für die Geschichtsbücher

von Redaktion

Pechstein wird über 3000 Meter „nur“ Neunte, sieht das Rennen aber als „guten Trainingslauf“

von frank thomas

Pyeongchang – Eis-Oma Claudia Pechstein schrieb zumindest Olympia-Geschichte, Patrick Beckert ging mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Auslaufrunde. Die deutschen Eisschnellläufer sind am Auftakt-Wochenende auf dem Gangneung Oval weit an den Podestplätzen vorbeigelaufen.

Einen Tag vor Beckerts zehntem Rang über 5000 Meter war die 45 Jahre alte Pechstein im Rahmen der Erwartungen geblieben. Als Neunte über 3000 Meter hatte sie gleich drei olympische Bestmarken fixiert. „Für mich war es ein erstklassiger Trainingslauf mit Blick auf die 5000 Meter“, sagte sie nach ihrer Zeit von 4:04,49 Minuten und schwang sich zum Training auf das Fahrrad-Ergometer.

Das Podest besetzten unter dem Jubel des Königspaares Willem-Alexander und Maxima drei Oranje-Damen. Dabei sorgte die 28-jährige Carlijn Achtereekte für eine Überraschung. Mit starker Schlussrunde verdrängte sie die viermalige Olympiasiegerin Ireen Wüst in 3:59,21 Minuten noch um acht Hundertstel auf Platz zwei. Dritte wurde Antoinette de Jong.

Pechstein freute sich über die riesige Begeisterung, die ihr von den Traversen als ältester Olympia-Teilnehmerin zuteil wurde. Als erste Athletin nimmt sie zum siebten Mal an Winterspielen teil. „Das haben nun wirklich nicht viele“, meinte sie. Noch nie ging eine Eisschnellläuferin 16 Mal über eine olympische Einzelstrecke an den Start. Zudem war keine Teilnehmerin bei Winterspielen älter als sie.

Neben den 5000 Metern kann Pechstein auch noch im Team-Rennen auf ihre zehnte Olympia-Medaille hoffen. Sollte sie diese gewinnen, würde sie Eiskunstläuferin Ethel Muckelt als älteste Medaillengewinnerin bei Winterspielen in einer Einzel-Disziplin ablösen. Die Britin war bei ihrem dritten Platz 1924 in Chamonix 38 Jahre alt.

Gleich in den Auftaktrennen wurde die anhaltende Dominanz der Niederländer deutlich, die 2014 in Sotschi 23 Medaillen im Eisschnelllauf erkämpft hatten. Eis-Millionär Sven Kramer vollendete mit olympischem Rekord von 6:09,76 Minuten über die 5000 Meter als erster Eisschnellläufer seinen Hattrick auf einer Olympia-Distanz. Er ist nun mit acht Medaillen – darunter vier goldenen – der erfolgreichste Olympionike seines Landes. Seit 2008 ist der 31-Jährige aus Heerenveen auf dieser Strecke ungeschlagen und hat nun in Pyeongchang drei weitere Goldchancen.

Beckert war mit großen Hoffnungen in das Rennen gegangen, doch der Erfurter konnte die lange Durststrecke der deutschen Herren von 16 Jahren ohne Olympia-Medaille nicht beenden. Er hatte sich ebenso wie Moritz Geisreiter, der Zwölfter wurde, mehr erhofft. Beide trösteten sich mit der Fokussierung auf die 10 000 Meter am Donnerstag.

„Es fehlte heute ein wenig die Frische, die Dynamik, das Tempo zu halten“, meinte Beckert. „Ab Runde vier und fünf ging es richtig schwer. Aber es wäre unfair zu sagen, das war ein schlechtes Rennen.“ Am Ende fehlten ihm in 6:17,91 Minuten über acht Sekunden auf den Oranje-Sieger. „Es hat nicht sollen sein, aber vom Gefühl ging es schon sehr schwerfällig“, resümierte er zurückhaltend. Deutlicher wurde Geisreiter. „Es tut weh, dass es gerade beim wichtigsten Rennen des Winters nicht geklappt hat“, sagte der Inzeller.

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