Bamberg – Gegen Ende des ersten Viertels war für Sasa Djordjevic die Zeit gekommen, ein Zeichen zu setzen. Wutentbrannt rauschte der eigentlich so kontrollierte Trainer der Basketballer des FC Bayern in Richtung Schiedsrichterin. Natürlich kassierte er das fällige Technische Foul. Doch das hatte der Serbe in Kauf genommen um ein Zeichen zu setzen. So leicht wie in diesen Anfangsminuten durfte man sich hier nicht geschlagen geben.
Die Sache verfehlte ihre Wirkung nicht. Djordjevics Münchner drehten ein schon verkorkstes Spiel und setzten sich am Ende mit 71:63 (29:35) beim Erzrivalen durch. Saisonsieg Nummer vier gegen den bisherigen Angstgegner, die Bayern eilen mit Riesenschritten der Hauptrundenmeisterschaft entgegen.
Dabei hatte zunächst eigentlich alles so ausgesehen wie (fast) immer in den vergangenen Spielzeiten. Bamberg, erstmals wieder mit dem an der Schulter operierten Trainer Andrea Trinchieri an der Seitenlinie, war im D-Zug-Tempo aus der Kabine gekommen. Der Ball wirbelte durch die fränkischen Reihen. Mal an die Dreierlinie, mal an den Korb. Noch ehe die Bayern sich so recht versahen, stand ein 10:0 auf der Anzeigetafel, zum ersten Viertelende war es ein 25:11. Kapitän Anton Gavel nahm es verschnupft zur Kenntnis. „Es ist ja nicht so, dass uns das zum ersten Mal passiert wäre“, murrte er, „das kann eigentlich nicht sein.“
Aber Gavel und seine Bayern fuchsten sich ja in diese Partie. Die Gäste, die auch diesmal noch auf Rückkehrer Vladimir Lucic verzichteten, erhöhten die Schlagzahl. Die Defensive wurde zupackender, die Aktionen nach vorne zielgerichteter. Voran marschierte, fast schon normal in diesen Tagen, Danilo Barthel. Der Nationalspieler hatte schon zur Pause neun Punkte zu Buche stehen (am Ende 20), dazu griff er vier Rebounds ab – es hatte schon viel mit ihm zu tun, dass sich die Bayern in der hitzigen Atmosphäre der Frankenhölle bis zur Pause von 15 schon wieder bis auf sechs Punkte herangepirscht hatten (29:35). Würde diese Partie also doch zu dem Spitzenspiel werden, das alle schon von Beginn an erwartet hatten?
Sie würde: Die Bayern witterten ihre Chance. Und da änderte es auch nichts, dass ganz plötzlich auch der dritte serbische Vize-Europameister abhanden kann. Regisseur Stefan Jovic musste wegen Rückenbeschwerden in der Kabine bleiben.
Die Münchner machten Dampf. Jared Cunningham demonstrierte, was passiert, wenn man dem Bundesliga-Tabellenführer Raum lässt. Ein ums andere Mal überrannte der drahtige US-Boy die Bamberger Defensivreihe. 15 Zähler sammelte Cunningham so am Ende wieder an. Langsam wird es erkennbar, das Gesicht des MVP-Kandidaten.
Bamberg zeigte Nerven. Wo der Meister zunächst traumwandlerisch sicher seine Würfe versenkte, ließ man nun Punkte liegen. Und ganz plötzlich lief der in diesem Jahr so wackelige Serienchampion mit Rückstand auf die Zielgerade.
Und das ist eine neue Qualität der Bayern in diesem Jahr – man hat das Zeug, Spiele ins Ziel zu bringen. Und das schafften sie auch diesmal: Der erneut starke Reggie Redding (11 Punkte) setzte von der Freiwurflinie den Deckel drauf.