Zachers rasante Aufholjagd

von Redaktion

Skicrosserin kämpft sich zweimal von hinten an die Spitze und führt nun im Gesamt-Weltcup

von Ewald Scheitterer

Innichen/Lenggries – Wenn auf ein Mitglied der deutschen Skicross-Nationalmannschaft Verlass ist, dann ist es auf die Lenggrieserin Heidi Zacher. Wie schon im Vorjahr, als sie im südtiroler Innichen gleich zwei Weltcup-Rennen gewann, schlug sie gestern an gleicher Stelle erneut zu. Mit einer überaus rasanten Fahrt gewann sie das große Finale und übernahm damit sowohl die Führung im Cross-Gesamt-Weltcup als auch in der sogenannten „Cross Alps Tour“, die heute mit einem weiteren Rennen im Hoch-Pustertal beendet wird.

„Ich hatte keinen Augenblick Zweifel, dass Heidi zum Ende hin noch kommt. Die kennt auf dieser Strecke jeden Krümel Schnee und weiß ganz genau, wie sie fahren muss“, sagte Heli Herdt, der Sportliche Leiter der deutschen Skicrosser. Bedenken hätte man durchaus haben können, denn die Isarwinklerin hatte sowohl im Halbfinale und erst recht im Finale große Probleme, sich ganz nach vorne zu kämpfen. Klar gewonnen hatte die 29-jährige Lenggrieserin zuvor ihr Achtelfinale, im Viertelfinale schaffte sie mit einem rasanten Schlussspurt gegen die Französin Alizee Baron noch Platz eins.

Richtig spannend wurde es dann ab dem Halbfinale: Nach einem eher mäßigen Start kam sie diesmal sogar nur auf Position drei in die erste Wellenbahn. Doch Zug um Zug kämpfte sie sich bis ins Ziel erneut auf Platz eins vor. Hochspannung versprach dann das Finale, stand doch in dem Vierer-Heat auch die Schwedin Sandra Naeslund, die bislang Führende im Weltcup. Da war der Schrecken groß, als Heidi Zacher sich im oberen Streckenteil auf letzter Position wiederfand. Doch dann gab sie mächtig Gas: Sie überholte Alizee Baron und Sandra Naeslund und ließ am Ende auch der Kanadierin Georgia Simmerling keine Chance. „Ich überhole lieber selbst, als dass ich mich überholen lasse“, antwortete Heidi Zacher schlagfertig auf die Frage, warum sie es denn heute so oft so spannend gemacht hatte.

Klar, dass sich da auch Nationaltrainer Peter Stemmer mit seiner Vorzeige-Schülerin freute: „Heidi Zacher ist ein Phänomen, das vor Selbstbewusstsein nur so strotzt. Sie hat stets die Ruhe bewahrt, ihre Chancen zum Überholen genutzt und schließlich auch noch deutlich gewonnen.“ Auch eine Skitechnische Erklärung hatte der deutsche Coach parat: „Grundlage ist natürlich ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.“ Doch Heidi Zacher sei auch an den entscheidenden Stellen eine ganz andere Linie als ihre Konkurrentinnen gefahren. Dadurch habe sie immer wieder Speed zum Überholen dazu gewinnen können.

Insgesamt war der Rennverlauf eher enttäuschend für die deutschen Skicrosser. Als Paul Eckert im Viertelfinale ausschied, war er nämlich bereits der letzte Deutsche, den dieses Schicksal ereilte. Der junge Franz Pietzko (SC Rottach-Egern) hatte in der Quali am Mittwoch noch überrascht, als er auf Rang acht bester Deutscher gewesen war. Doch er überstand schließlich die erste Runde der Final-Heats genauso wenig wie sein Holzkirchner Teamkollege Florian Wilmsmann (TSV Hartpenning). Am übelsten freilich erwischte es Nina Kloe. Sie stürzte bereits im oberen Teil der Strecke schwer und brach sich dabei den Unterarm. Damit ist auch für sie der Traum von Olympia 2018 in Südkorea geplatzt.

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