Galopper-Quarantäne wird zum Politikum

von Redaktion

Angst der Australier vor Seuchen in China: Pferde sollen nach Starts in Hongkong 180 Tage lang nicht ins Land zurück dürfen

Von Michael Luxenburger

Hongkong – Ein Alleingang des australischen Agrarministeriums hat das bisher gute Verhältnis zwischen Hongkong und Australien erheblich verschlechtert. Auch in Peking zeigt man sich verärgert. Der Galopprennsport, ein traditionell potenter Wirtschaftsfaktor in der Beziehung zwischen dem Stadtstaat und dem Land, ist von einer drastischen Verschärfung der Quarantäne-Richtlinien seitens der Australier betroffen. Ein Start australischer Rennpferde in Hongkong und umgekehrt ist dadurch nahezu ausgeschlossen.

Deshalb werden sich auch große Rennstallbesitzer in der ehemaligen britischen Kronkolonie künftig einen Kauf in Australien gezüchteter Pferde gründlich überlegen. Momentan stellen sie etwa die Hälfte der in Sha Tin, dem Trainingszentrum in Hongkong, stationierten 1200 Galopper. Die Käufer könnten sich stattdessen in Südafrika umschauen. Die Pferde dort sind noch dazu deutlich günstiger.

Auslöser für die laut dem CEO des Hong Kong Jockey Club (HKJC), Winfried Engelbrecht-Bresges, „durch nichts zu rechtfertigende und absurde Entscheidung“ des australischen Ministeriums ist das neue Trainingszentrum des HKJC im chinesischen Conghua. Im August 2018 soll die 400 Millionen Euro teure Anlage als Ergänzung zum Trainingsbetrieb im aus allen Nähten platzenden Sha Tin in Betrieb gehen.

Man befürchtet von australischer Seite, dass dort Pferde-Krankheiten existieren, die nach Sha Tin eingeschleppt werden und die dort stationierten Rennpferde infizieren könnten. Denn die Galopper werden künftig aus dem neuen Trainingszentrum jedem Renntag etwa 200 Kilometer in die Stadt und zurück gefahren.

Beim HKJC verweist man aber auf die „akribischen und extrem strikten Regulationen“, dank derer man absolut sicher sein könnte, dass nichts von dem passiert, was die australische Behörde befürchtet. Außerdem sei das Gelände in Conghua nicht nur offiziell seuchenfrei, sondern es gebe dort gar keine lokalen Pferde, so Engelbrecht-Bresges.

Bisher mussten in Down Under trainierte Galopper nur 14 Tage in Quarantäne bleiben, bevor sie in ihr Heimatland zurückkehren durften. Jetzt wird eine Prozedur gefordert, die 180 Tage dauert und einen Zwischenstopp in einem Drittland vorschreibt. Kein australischer Besitzer würde mehr Pferde in Hongkong laufen lassen, wenn sie anschließend für ein halbes Jahr ausfallen. In der anderen Richtung gilt dasselbe.

In Australien soll in zwei Monaten das erste Rennen der Global Sprint Series stattfinden. Das ist die Champions League der schnellsten Galopper. Glaubt man Engelbrecht-Bresges, wird man aber die Veranstaltungsreihe mit ihren zehn Prüfungen der Gruppe I streichen müssen: „Wird die Quarantäne-Situation nicht geklärt, bevor die ersten Rennen der Serie gelaufen werden, muss die ganze Serie für 2018 auf Eis gelegt werden.“ Der HKJC, mit einem Jahresumsatz von umgerechnet 23 Milliarden Euro weltweit erfolgreichster Veranstalter von Pferderennen, werde sie in der momentanen Situation nicht unterstützen.

Die Affäre zieht Kreise auf höchster Ebene. „Das Problem ist, dass die chinesische Regierung jetzt nicht gerade happy ist“, sagt Engelbrecht-Bresges. Denn die Australier würden ja anzweifeln, dass Hongkong und China ihre Verpflichtungen erfüllen. „Das geht jetzt von Regierung zu Regierung.“

Artikel 5 von 31