Der Fall Herrlich

Das Internet vergisst nichts

von Redaktion

Wer bei Google die Suchbegriffe „Heiko Herrlich“ und „Bibel“ eingibt, der wird im Übermaß fündig. Es gibt Geschichten, die davon handeln, wie der Trainer zu Regensburger Zeiten Konflikte mit Zitaten aus der Heiligen Schrift löste, und solche, in denen er sich zu christlichen Werten bekennt. Schon als Spieler eilte dem heutigen Coach von Bayer Leverkusen der Ruf voraus, ein Mensch mit festen Überzeugungen zu sein, der mit den Mätzchen und Marotten der Branche wenig anfangen kann.

Daran sollte man sich erinnern, wenn man die Fernsehbilder von Mittwochabend betrachtet, in denen Herrlich eine unbestritten miserable Figur abgibt. Sein Sturz in Mönchengladbach war eine Aktion solch hinreißender Doofheit, dass es schwerfällt, die Aufnahmen mit jenen nach dem Spiel in Einklang zu bringen, in denen der besonnene, reflektierte Herrlich wieder auftauchte. Da räumte der Provokateur die Peinlichkeit seines Handelns unumwunden ein.

Zwangsläufig denkt man nun an Norbert Meier, seinen Kopfstoß gegen den Kölner Albert Streit (sic!) und die kläglichen Rechtfertigungsversuche. Beide Fälle zeigen, zu welch törichtem Verhalten vernünftige Menschen fähig sind, wenn ihnen zu viel Stress zusetzt. Ansonsten sind sie grundverschieden. Meiers Vergehen war gravierender, weil er den Körperkontakt aktiv gesucht hatte und noch nach dem Spiel die Opferrolle beanspruchte. Herrlich gestand bei der allerersten Gelegenheit.

In ihrer Dauererregung machen Fußball- und Medienbetrieb solche Szenen schlimmer, als sie wirklich sind. Letztlich ist nicht viel passiert, für das Wenige wird sich Heiko Herrlich aber trotzdem noch lange verantworten müssen. Der DFB-Kontrollausschuss dürfte dabei sein geringeres Problem sein. Eine andere Instanz wird ihn wesentlich länger an seine Missetat erinnern. Das Internet vergisst nichts. Schon gestern bekam der Trainer einen Vorgeschmack. Wer seinen Namen mit dem Begriff „Schwalbe“ koppelte, der landete doppelt so viele Treffer wie bei der Suche mit der Bibel.

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