Eiskunstlauf

Der Zauberfaktor wächst

von Redaktion

Savchenko/Massot begeistern bei DM – Erster Titel für Paul Fentz

Von Doris Henkel

Frankfurt – Im Moment fällt es ihnen nicht leicht, den Überblick zu behalten. Ist es früh am Morgen, spät am Abend und überhaupt: Wo sind wir gerade? Vor einer Woche noch in Japan beim Grand-Prix-Final, dann der anstrengende Trip nach Frankfurt zu den Deutschen Meisterschaften mit dem wie erwartet überlegenen Gewinn ihres zweiten Titels, und am Sonntagmorgen, als die meisten Konkurrenten am Main noch in den Betten lagen, standen Aljona Savchenko und Bruno Massot bereits vor der Eishalle in Ingolstadt, wo sie zu einem Schaulaufen erwartet wurden. Globetrotter mit deutscher Basis auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Südkorea, außer Atem, aber höchst souverän.

„Ich denke, wir haben einen guten Job gemacht“, meinte Massot nach der Kür, deren Zauberfaktor von Woche zu Woche zu wachsen scheint. Stimmt schon, es schlichen sich zwar ein paar kleine Fehler ein, an der Wirkung des Programms änderte das wenig, und Massot gönnte sich kurz vor Schluss eine freche, kleine Ergänzung. Als er die Partnerin in der letzten, spektakulären Hebung mit ausgestrecktem rechten Arm hoch über seinem Kopf hielt, forderte er mit der freien linken Hand das Publikum zum Beifall auf. Das macht er bei Schaulaufen manchmal so, und die Zuschauer dankten es ihnen mit Jubel.

Aljona Savchenko und der vor ein paar Wochen in Deutschland eingebürgerte Partner aus Frankreich stehen ganz oben auf der Liste, die die Deutsche Eislauf Union (DEU) dem DOSB zur Nominierung für die Winterspiele in Südkorea vorschlagen wird. Der Name des sechsmaligen Meisters Peter Liebers wird dagegen nicht darauf stehen. Nach dessen völlig missratenem Kurzprogramm war schon einigermaßen klar gewesen, dass es nichts mehr werden würde mit dem Traum, die Karriere in Pyeongchang zu beenden. In der Kür präsentierte er sich zwar solider als am Tag zuvor, aber das reichte bei weitem nicht, um den freundschaftlich mit ihm verbundenen Berliner Konkurrenten Paul Fentz zu überholen.

Nachdem er in den vergangenen Jahren viermal Zweiter geworden war, freute sich Fentz mächtig über seinen ersten deutschen Titel. Er hatte die Herausforderung im Zweikampf um den Startplatz für Olympia engagiert angenommen unter dem Motto: „Einfach im Programm bleiben, acht Sprungelemente, drei Pirouetten und zwei Schritte. Es kann nur einer fahren, und dann muss man der eine sein, der fährt.“

Zu den anderen Namen auf der Liste für die Olympia-Nominierung gehören die des zweiten Paares, Annika Hocke und Ruben Blommaert (Berlin), der neuen Meisterin Nicole Schott, die in Oberstdorf bei Trainer Michael Huth bestens gefördert und gefordert wird, und die der Tänzer Kavita Lorenz und Joti Polizoakis, die in einer guten Konkurrenz knapp vor den Dortmundern Katharina Müller und Tim Dieck gewannen.

Am Ende der ersten Deutschen Meisterschaften in Frankfurt seit 55 Jahren stellte sich heraus, dass auf den Podesten fast nicht genug Platz für zwei Läufer war. Massot blieb deshalb zuerst am Boden, als Savchenko mit Blumen und Medaille für ihren insgesamt zehnten deutschen Meistertitel (davon acht mit Robin Szolkowy) geehrt wurde, dann stieg er vorsichtig auch aufs Podest. Ganz eng standen sie nun zusammen – und meisterten auch diese zusätzliche Balance-Übung.

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