Mia san wieder wer

von Redaktion

Die Bayern freuen sich aufs Achtelfinale: „Wir sind kein leichter Gegner“ – nur Hummels schert aus

von hanna raif

München – Hinter den Kulissen des FC Bayern weiß man, dass Mats Hummels auch manchmal anders kann als Schwiegermamas Liebling. Es hat schon einige Spiele gegeben, bei denen der 28-Jährige Interviews im direkten Anschluss ans Spiel abgewunken hat, sich nach dem Duschen aber wieder gefangen hatte. Und es hat einen Abend gegeben, an dem er zu jener Garde gehörte, die aus gutem Grund schwieg. Jedes Wort der degradierten Spieler wäre vor 71 Tagen in Paris eines zu viel gewesen. Das konnte jeder nachvollziehen.

Was die meisten nicht nachvollziehen konnten: Warum Hummels am Dienstag, nach dem Abpfiff des 3:1 gegen Paris St. Germain, derart schlecht drauf war, als habe er gerade das Halbfinale im Elfmeterschießen verloren. Noch auf dem Platz hatte er gestikuliert und geschimpft, war wütend in die Kabine gestapft und genauso auch eine halbe Stunde später aus der Arena. Er wurde von rasenden Reportern verfolgt, aber: Vergeblich. Kein Wort gab es von ihm. Und während sein Innenverteidiger-Partner und Kabinen-Nachbar Niklas Süle vorgab, von nichts zu wissen („und wenn, würde ich es euch auch nicht sagen“), versuchte immerhin Jupp Heynckes den ungewöhnlichen Alleingang zu erklären: „Wie ich Mats kenne, hätte er gerne 4:1 oder 5:1 gewonnen.“

Das hätten wohl alle gerne. Aber Thomas Müller erklärte nach der Partie, dass das Team beim Stand vom 3:1 und noch 21 zu spielenden Minuten „hin und her gerissen“ gewesen sei: „Sollen wir noch mal drauf gehen oder nicht?“ Die Entscheidung fiel – unterbewusst – dagegen aus, weil „die Vorgabe des Trainers war, zu gewinnen“. Davon, sagte Müller, „können wir uns nichts kaufen. Aber wir haben uns ordentlich präsentiert.“ Und um nichts anderes ging es ja.

Es drohen Barca, ManCity und United

Auch wenn das Wunder ausgeblieben ist: Das „mia san mia“ schwang in nahezu allen Aussagen mit. Hasan Salihamidzic hatte wie alle anderen gesehen, „dass mit uns zu rechnen ist“, natürlich sei die Leistung „sensationell“ gewesen. Müller holte noch weiter aus und beschwerte sich über all diejenigen, die Gruppensieger Paris in den vergangenen Wochen in den Himmel gelobt haben. Ja, sie hätten „gute Offensivspieler in ihren Reihen“, aber: „Sie haben keinen Zaubertrank.“ Und: „Wir sind schon immer noch der FC Bayern.“

Müller setzt solche Pointen bewusst – und so werden seine Worte nachhallen, bis die Achtelfinals im Februar und März 2018 ausgespielt werden. Bei der Auslosung am kommenden Montag (12 Uhr) in Nyon warten namhafte Gegner wie der FC Barcelona, Machester United und ManCity mit Pep Guardiola, es könnte aber auch der AS Rom, Tottenham Hotspur oder Besiktas Istanbul werden. „Für das Los“, sagte Sportdirektor Salihamidzic, sei „der Platz ganz egal“. Er löste auf: „Wir sind auch kein leichter Gegner.“

Dass das nach neun Wochen unter Heynckes der Wahrheit entspricht, hat Paris am Dienstag zu spüren bekommen. Es stand eine andere Bayern-Mannschaft auf dem Platz als zehn Wochen zuvor (physisch wie psychisch), sogar Julian Draxler musste zugeben: „Man sieht, dass sie nach wie vor eine der besten Mannschaften Europas sind.“ Und wenn diese Botschaft bei den Favoriten auf den Henkelpott angekommen ist, war auch die Mission des Tages erfüllt.

Im Kollektiv, „klug und clever“ hatte das Team laut Heynckes die schwere Aufgabe gelöst. Und das, obwohl der Coach stark rotiert hatte. Spieler aus der zweiten Reihe – Niklas Süle, Sebastian Rudy, Corentin Tolisso – nutzten allesamt ihre Chancen. Draxler: „Wir hätten den Sieg nicht verdient gehabt.“ Wohingegen die Bayern ihre „Ambitionen untermauerten“ (Heynckes).

Wieder jeden schlagen zu können – mit diesem Selbstvertrauen gehen sie nun in die Auslosung. Wobei man nicht vergessen sollte: Der Sieg gegen Paris gelang im sportlich letztlich bedeutungslosen finalen Gruppenspiel – und nicht im Halbfinale. Auch Hummels hat das irgendwann in der Nacht noch bemerkt. Tags darauf twitterte er: „Nice win yesterday!“ – „Schöner Sieg gestern.“

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