Kylian Mbappé trug eine Kappe mt seinen Initialen, als er das Stadion verließ. Das KM scheint er als Marke zu verstehen und etablieren zu wollen, wie Cristiano Ronaldo sein CR7. Ständig geht es im Fußball um Markenbildung, um Imagekampagnen und sowas. Wer aber den jungen Mbappé auf dem Weg zum Bus sah, ahnte, dass er noch einen ordentlichen Weg vor sich hat. Seine Außenwirkung in diesem Moment war eine Katastrophe. Alle Interviewanfragen prallten an ihm ab. Sein Smartphone verlangte die ungeteilte Aufmerksamkeit.
Minuten zuvor hatte bereits sein noch prominenterer Mitspieler Neymar die Arena ebenso wortlos verlassen. Was für Mbappé das Mobiltelefon, waren für den Brasilianer die Kopfhörer. Das also ist Paris St. Germain, das aktuell vermeintlich heißeste Fußballteam Europas.
Dem München-Gastspiel der Franzosen, immerhin einem Besuch beim ganz alten europäischen Fußball-Adel, war mit einiger Spannung entgegengefiebert worden. Was man zu sehen bekam, war dann aber reichlich ernüchternd, in Stil und Leistung.
Die PSG-Stars pflegen den Habitus von Popstars, die sich nur im allernötigsten Fall in die Niederungen des normalen Lebens begeben. So ein Auftreten muss man sich erlauben können, und selbst dann ist es nicht wirklich sympathisch. Es mag für das Ensemble um nicht mehr allzu viel gegangen sein an diesem Abend, an dem der Gruppensieg schon vor dem Spiel beinahe feststand. Aber so, wie sie dann agierten, war das Unmögliche – der Sturz auf Platz zwei – irgendwann keine Utopie mehr.
Nach den Erfahrungen der letzten Saison und dem folgenden Einkaufsexzess schien Paris ein anderes Team mit einem anderen Selbstverständnis geworden zu sein. Doch wenn man sie am Dienstag gesehen hat, verstand man wieder, wie sie im Frühjahr einen 4:0-Hinspielsieg gegen den FC Barcelona noch aus der Hand geben konnten.
Der Ärger über die verpasste Chance, den mancher Bayern-Spieler nur mühsam unterdrücken konnte, sagt nicht bloß etwas aus über das ganz normale Anspruchsdenken. Er steht auch für einen kapitalen Unterschied zwischen den Altmeistern von der Isar und den Möchtegern-Herrschern unter katarischer Regie. Die einen haben sich ihren Rang in Europas Hierarchie hart erarbeitet, die anderen haben ihn sich mit fremdem Geld erkauft. Beide Wege können zum Ziel führen. Aber wenn im Frühjahr die Einsätze steigen, ist es beruhigend, Mentalität im Kader zu haben und nicht nur eine Marke.