„Psycho Bill“ soll die Adler auf Kurs bringen

von Redaktion

Nach verpatzter erster Saisonhälfte setzt DEL-Klub Mannheim erneut auf Bill Stewart, mit dem der Verein nicht nur Erfolge verbindet

Mannheim – Bill Stewart ist ruhiger geworden, er wirkt fast schon demütig. Dass die Adler Mannheim ihrem einstigen Meistercoach tatsächlich die Chance auf das Comeback geben, scheint er selbst noch nicht so wirklich zu begreifen. „Es ist surreal, zurück zu sein“, gibt der 60 Jahre alte Eishockey-Coach gestern bei seiner Vorstellung zu. Die Rückkehr von Stewart, Spitzname: „Psycho Bill“, kommt tatsächlich überraschend. Aber sie ist die Folge einer drastischen Maßnahme der Mannheimer, wie sie in den 23 Jahren ihrer DEL-Geschichte zuvor noch nie vorgekommen ist.

Erst am Montag hatten die Adler den Rauswurf ihrer kompletten sportlichen Führung bekannt gegeben. Trainer Sean Simpson, Co-Trainer Colin Müller und Manager Teal Fowler: alle wurden von Geschäftsführer Daniel Hopp „zum Wohle des Vereins“ vor die Tür gesetzt. „Ich habe keinen anderen Weg gesehen als diesen radikalen Schritt“, sagte Hopp am Dienstag. Als Grund nannte er die zuletzt restlos enttäuschenden Ergebnisse. Die Badener stehen in der DEL nach gut der Hälfte der Saison nur auf dem siebten Platz und damit weit hinter ihren ambitionierten Zielen.

Mit Stewart, der in seiner Vergangenheit meist durch Eskapaden abseits des Spiels denn durch sportlichen Erfolg auffiel, soll nun vieles wieder besser werden. Heftige Prügeleien wie im März 2001 mit dem heutigen Wolfsburger Coach Pavel Gross? „Man kann nichts ungeschehen machen“, sagt Stewart. Vorgetäuschte Ohnmachtsanfälle im DEL-Finale – 2001 ermöglichte er gegen die München Barons seinem Starstürmer Jan Alston eine Pause um die Schlittschuhe nachschleifen zu lassen. „Man kann daraus lernen.“ Bierflaschen durch die Frontscheibe des Mannschaftsbusses schleudern? „Ich habe absolut daraus gelernt. Ich bin jetzt zurück und kann es besser machen.“

Tatsächlich realisiert sich mit der Rückkehr zu den Adlern ein Traum für den exzentrischen Coach. Schon zu Saisonbeginn, als er noch die Straubing Tigers trainierte, hatte er kurioserweise in einem Interview diesen Wunsch formuliert. Im Oktober war er dann von den Tigers freigestellt worden, ein Comeback bei den stolzen Adlern schien spätestens da abgehakt. Zuvor hatte der ehemalige NHL-Spieler sogar in der DEL2 als Trainer gearbeitet, um überhaupt wieder die Chance auf die höchste deutsche Spielklasse zu bekommen. Die erstaunliche Erkenntnis: Trotzdem ist Stewart jetzt wieder da, wo er immer hin wollte.

Einen Nachfolger für Manager Fowler haben die Adler dagegen noch nicht. „Wir wollen den Bestmöglichen, aber nicht den Schnellstmöglichen“, sagte Hopp. Den aus ihrer Sicht Bestmöglichen haben sie zumindest für die Trainerbank schnell gefunden. Stewart sei der Einzige gewesen, mit dem er Gespräche geführt habe, betonte Hopp. Für „Psycho Bill“ bietet sich damit eine große Chance. Einen neuen Spitznamen hat er sich zur Sicherheit schon mal selbst gegeben. „Humble Bill“, wie er vor einigen Monaten sagte. Demütiger Bill. Auch das ist irgendwie passend.

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