Leipzig – Der Jubel-Tanz der deutschen Handball-Frauen nach dem Einzug ins Achtelfinale der Heim-WM blieb aus. Zwar löste die DHB-Auswahl durch das 22:22 (9:11) gegen Serbien vorzeitig das Ticket für die K.o.-Runde, doch der späte Ausgleich wenige Sekunden vor Schluss drückte auf die Stimmung. „Die letzte Aktion tat weh. Daher fühlt es sich ein wenig wie eine Niederlage an“, sagte die erneut starke Torfrau Katja Kramarczyk. „Wir wollten gewinnen. Das Beste ist daher der Achtelfinaleinzug.“
Immerhin blieb die DHB-Auswahl auch im dritten Turnierspiel ungeschlagen und hat mit 5:1 Punkten im Kampf den Gruppensieg weiter alle Trümpfe in der Hand. Bundestrainer Michael Biegler spendete seinen Spielerinnen daher Trost. „Natürlich sind sie enttäuscht, dass sie sich nicht belohnen konnten. Aber wir haben den Sieg nicht aus der Hand gegeben, sondern heute den nächsten Schritt in unserer Entwicklung gemacht“, sagte Biegler.
Vorzeitiger Einzug ins Achtelfinale als Trost
Die Gefühlslage war jedoch eine andere, als die Frauen kurz vor Schluss bei eigener Führung noch im Ballbesitz waren. „Wir sind generell enttäuscht“, sagte Kapitänin Anna Loerper: „Am Ende müssen wir die knappe Führung 30 Sekunden vor Schluss besser über die Bühne bringen.“
Ähnlich sah es Svenja Huber, vor 3871 Zuschauern in Leipzig mit fünf Treffern beste Werferin ihres Teams: „Wir geben den letzten Angriff aus der Hand, nachdem wir uns super zurückgekämpft haben. Wir müssen wohl noch konstanter werden, wissen aber auch, dass wir uns in ein Spiel zurückkämpfen können.“
Nächster Gegner ist bereits heute der punktlose Gruppenletzte China (18 Uhr/live bei Sport1), gegen den nur zwei Punkte zählen. „Da muss ein Pflichtsieg her“, sagte Huber. Zum Abschluss der Vorrunde geht es am Freitag gegen den WM-Zweiten Niederlande, der wie die DHB-Auswahl und Serbien schon für das Achtelfinale qualifiziert ist.
Anders als beim Sieg gegen Südkorea war das Biegler-Team in der Anfangsphase hellwach. Nach einem Raketenstart zum 5:1 (9.) nahm der Gegner eine frühe Auszeit und dem DHB-Team damit den Wind aus den Segeln. „Nach dem starken Start haben wir uns verunsichern lassen“, monierte Biegler. Gegen die fortan aggressiver deckenden Serbinnen gab es kaum noch ein Durchkommen. Beim 7:7 (18.) war die Partie wieder auf Null gestellt.
Biegler reagierte mit einer Auszeit, die aber nicht den erhofften Effekt zeigte. Vielmehr geriet der WM-Gastgeber beim 8:9 (23.) erstmals in Rückstand, der bis zur Pause auf zwei Tore anwuchs. Das konnte auch Emily Bölk, 19, bei ihrem WM-Debüt nicht verhindern. Das von einer Fußverletzung genesene Ausnahmetalent von Pokalsieger Buxtehude kam in der 26. Minute aufs Spielfeld, konnte bei ihrem Kurzauftritt aber keine Akzente setzen.
Nach dem Wechsel gelang der DHB-Auswahl der Ausgleich, doch Serbien stellte direkt wieder den Zwei-Tore-Abstand her. Zwölf Minuten vor dem Ende dann der ersehnte Ausgleich. Nun war Feuer in der Partie – auch wenn die Fehlerquote im deutschen Team hoch blieb. In der dramatischen Schlussphase konnte sich kein Team mehr einen entscheidenden Vorteil verschaffen.