München – Die Aufstellung war ein bisschen ungewöhnlich, aber das kennt man ja mittlerweile schon von Spielen gegen Paris St. Germain. Und anders als bei Carlo Ancelotti gingen Jupp Heynckes’ Pläne gestern auch auf. Die Bayern in der Einzelkritik:
Sven Ulreich: War den Franzosen aus dem Hinspiel bekannt als ein Torwart, dem der Spielrhythmus fremd geworden ist. Zwei Monate später fremdelte niemand mehr. War bei Mbappés brachialem Versuch sofort ebenso auf dem Posten wie später mehrfach gegen Neymar. Gegen das 2:1 machtlos, danach wieder sicherer Rückhalt. Note: 1
Joshua Kimmich: Beeindruckt in der Bundesliga neben seiner defensiven Stabilität regelmäßig mit blitzsauberen Flügelläufen. Die fehlten gestern weitgehend, wären bei einem Gegenspieler wie Neymar aber auch arg vermessen gewesen. Erfüllte seine Pflichten und begrenzte den Schaden, den der Brasilianer halt immer anrichtet, auf ein Minimum. Note: 3
Niklas Süle: Stieß im Hinspiel brachial an seine Grenzen und war nun auf Wiedergutmachung aus. Das gelang ihm. Einmal entschärfte der Verteidiger in höchster Not einen PSG-Angriff, und wenn die französischen Stürmer auch manchmal beunruhigend schnell auf den Strafraum zurannten, schaffte es der hünenhafte Innenverteidiger doch meistens, seine 195 Zentimeter in den Weg zu stellen. Aber auch nicht immer. Beim 2:1 kam er einen Schritt zu spät. Note: 3
Mats Hummels: Tauchte vor der Pause sogar mal in seinem typisch aufrechten Laufstil vor dem PSG-Tor auf, aber das war nur ein kurzer Ausflug. Hatte vor dem eigenen Tor genug zu tun und erfüllte die Aufgaben mit Übersicht und gutem Stellungsspiel. Ebenso wie die Nebenleute hatte er kurzzeitig das Nachsehen, als die Räume nach der Pause größer wurden und die Pariser häufiger zu ihren gefürchteten Angriffen kam, doch unter seiner Regie kehrten bald wieder Ruhe und Souveränität ein. Note: 2
David Alaba: Musste mehr als zwei Monate auf Doppelpässe mit seinem alten Kompagnon Ribery warten, brauchte aber nur kurz, um wieder in den vertrauten Modus zu schalten. Setzte die PSG-Abwehr schwer unter Druck und sorgte für viel Unruhe. War im eigenen Strafraum, seinem eigentlichen Revier, allerdings vor dem 2:1 nicht auf der Höhe. Note: 3
Corentin Tolisso: Seine Nominierung gehörte zu den Überraschungen des Abends. Rechtfertigte sie durch eine aufmerksame Partie im defensiven Mittelfeld – und natürlich durch seine zwei Treffer. Sorgte mit dafür, dass die allerbesten Franzosen an diesem Abend ein rotes Trikot trugen. Note: 1
Sebastian Rudy: Produzierte in der ersten Halbzeit einen kapitalen Fehlpass, verhinderte dann aber größeren Schaden, indem er Neymar einfach an sich abprallen ließ. Die Szene war programmatisch. Hatte überzeugende, aber auch weniger sattelfeste Szenen und verlieh dem mitreißenden Spiel der Bayern eine etwas herbe Note. Die war aber auch nötig. Note: 3
Kingsley Coman: PSG ist nicht Hannover 96, doch Coman machte einfach da weiter, wo er gegen die Niedersachsen aufgehört hatte. Dem PSG-Linksverteidiger Kurzawa bereitete er anfangs Schwindelgefühle, und wenn er vorne keine Unruhe stiften konnte, half er in der Defensive Kimmich gegen Draxler und Neymar. Vor dem 3:1 furios. Note: 2
James: Trug goldene Schuhe und war auch sonst eine auffällige Erscheinung. An den ersten beiden Toren war der Kolumbianer maßgeblich beteiligt, vor allem seine Flanke zum 2:0 war eine Augenweide. Unterstützte immer wieder Alaba und Ribery, die Kollegen vom linken Flügel, und schuf damit ein Übergewicht, dem PSG wenig entgegenzusetzen hatte. Note: 2
Franck Ribery: Kam mit der Empfehlung von zwei Bundesligaminuten nach zweimonatiger Verletzungspause in die Mannschaft, fand aber mit jeder Minute mehr zu seinem Rhythmus. War ein beliebtes Objekt Pariser Attacken und musste besonders von Alves regelmäßig Tritte einstecken. In seinem Tatendrang ließ er sich aber nicht stoppen und schaffte es einmal sogar, in vollem Lauf die Kapitänsbinde zurechtzurücken. Nach 66 Minuten am Ende seiner Kräfte Note: 2
Robert Lewandowski: Prestigeduelle wie dieses sind für den Polen, der so gerne eine Weltmarke sein möchte, besonders wichtig. Lewandowski wirkte zwar selber im ersten Moment überrascht, dass sein Führungstor nicht aberkannt wurde, fing sich aber sofort und führte seine Jubelgeste mit den gekreuzten Armen vor. Spielte locker auf PSG-Niveau. Hoffentlich hat die Welt hingeschaut Note: 2
Thomas Müller: Kam für Ribery und übernahm die Kapitänsbinde. Konnte offensiv keine großen Akzente mehr setzen. Ohne Note
Arturo Vidal, Rafinha: Kamen erst spät. Ohne Note