Moskau/München – Die Todesgruppe ist immer die Gruppe der anderen – das ist eine alte deutsche Fußball-Weisheit für die Auslosung vor großen Turnieren. Schwierigste Gruppe der WM 2018 in Russland also wohl das, was sich in D versammelt: Großmacht Argentinien, Sympathie-Europameister Island, der mit großer Fan-Entourage im WM-Land auftreten und die Stadien mit dem Hu-Schlachtruf ins Schwingen bringen wird, dazu Kroatien, ein etabliertes Team, immer zu beachten, und Nigeria, das vielleicht mal das Versprechen einlösen könnte, dass eine afrikanische Mannschaft weit kommen wird bei einer WM. Olympiasieger-Vergangenheit hat das Land schon (und derzeit in Gernot Rohr einen deutschen Trainer).
Joachim Löw konnte sich entspannen in seinem Sitz im Kreml-Konzertsaal in Moskau. Die leicht gefürchteten Lose aus Topf zwei (Spanien, England) gingen am Deutschen Fußball-Bund (DFB) gleich mal vorbei, es kam Mexiko, das man achtet („Gute Einzelspieler“, so der Bundestrainer), aber nicht fürchten muss; beim Confederations Cup hat man die Mexikaner im Halbfinale 4:1 besiegt – und man war ja mit einer Experimental-Mannschaft angetreten. Auf Mexiko trifft man im großen Luschniki-Stadion in Moskau (17. Juni, 17 Uhr MESZ), weiter geht es im vertrauten Sotschi gegen Schweden (23. Juni, 16 Uhr), Vorrundenabschluss ist am 27. Juni (16 Uhr) in Kasan – alle Orte und Arenen kennt man aus dem Sommer 2017.
Bevor einer der Trainer ein Statement formulieren konnte, jagte die schwedische Boulevardzeitung Aftonbladet einen ersten Fluch in die Welt: „Es gab drei, vier Mannschaften, die man nicht haben wollte – Deutschland war eine davon.“ Dabei hat Schweden ja auch seine guten Deutschland-Erlebnisse – man denke nur ans legendäre 4:4 (gleicher Verlauf wir neulich beim Revier-Derby: 4:0 zur Halbzeit) mit der phantastischen Aufhol- und Ausgleichsjagd im Herbst 2012. Für Löw („Wir sollten diesmal besser 5:0 führen“) ein einschneidender Abend – aus dem er aber lernte. 2014 wurde seine Truppe Weltmeister, und darum durfte Miroslav Klose in Moskau den WM-Pokal auf die Bühne tragen.
Vier WM-Turniere hat Klose gespielt, er ist bester Torschütze aller Zeiten. 2002 begann seine große Karriere, im Halbfinale setzte sich Deutschland gegen Südkorea durch, dem man in Russland wieder begegnen wird. So stark wie vor 15 Jahren sind die Asiaten aber längst nicht mehr. Den drei Gegnern in der Gruppe ist Deutschland in Pflichtspielen zehnmal begegnet. Bilanz: neun Siege, ein Unentschieden. Mats Hummelshatte im Vorfeld der Auslosung gesagt, er wolle bei einer WM möglichst gegen Mannschaften spiele, die er noch nicht kenne – so gesehen ist es gut gelaufen. Lediglich Schweden ist in der Hummels-Sammlung vertreten. Nach der Auslosung kommentierte Bayern-Kollege Thomas Müller in eine ähnliche Richtung: „Wir haben aus allen Teilen der Welt was bekommen, so wie es sich für eine Weltmeisterschaft gehört. Von ihren Eigenschaften her sind es drei unterschiedliche Teams.“
Anspruch des DFB ist es, die Vorrundengruppe F zu gewinnen. St. Petersburg (Achtelfinale) und Samara (Viertelfinale) wären die nächsten Stationen, das könnte für die Wahl des Stammquartiers den Ausschlag geben. Von Moskau aus wären es nicht so weite Flüge wie von Sotschi aus, das allerdings für die Vorrunde geeignet wäre. Wo wohnen – die letzte Frage.