München – Am Dienstag hat James Rodriguez die Rote Karte gesehen. Der Platzverweis kam aus heiterem Himmel, war aber wohlbegründet. Der Kolumbianer hatte nichts Böses im Schilde geführt und war zum Training des FC Bayern erschienen wie so oft. Er hatte dabei nur nicht bedacht, dass er drei Tage zuvor das Spiel in Mönchengladbach jäh hatte beenden müssen und sich in der Pause nicht mal an den Spielstand erinnern konnte. Mit einer leichten Gehirnerschütterung. „Da hat er von Doktor Müller-Wohlfahrt natürlich die Rote Karte bekommen“, erzählte Jupp Heynckes am Freitag
Man kann den Bayern zu soviel Vor- und Weitsicht nur gratulieren. James hat dann halt am Mittwoch die Arbeit wieder aufgenommen, was immer noch recht zügig ist nach einer Verletzung dieser Art. Nach Einschätzung von Beobachtern kam es aber zu keinerlei beunruhigenden Vorkommnissen. Der aufmerksamste Beobachter – Heynckes – berichtete am Freitag, sein Offensivmann habe „die ganze Belastung gut durchgestanden“.
Und so wird James am Samstag im Heimspiel gegen Hannover 96 wieder auf dem Platz stehen. Die Reihen der Patienten haben sich so sehr gelichtet, dass nicht nur Rafinha (nach Knöchelprellung) wieder zur Verfügung steht und Linksverteidiger David Alaba ersetzt, der mit Rückenbeschwerden ebenfalls nicht mehr lange aussetzen wird. Deutlich mehr Auswahl als zuletzt hat Heynckes vor allem in der Offensive, in der er zuletzt in schmerzhafter Regelmäßigkeit immer wieder hatte improvisieren müssen.
Nun kann der Trainer zu seiner Erleichterung vermelden, er habe „wieder mehr Möglichkeiten, in unserem System zu spielen“. Hinter Robert Lewandowski (der diese Woche ebenfalls sehr reduziert mit der Mannschaft trainierte und stattdessen im Kraftraum arbeitete) steht mit James, Thomas Müller und dem zuletzt angeschlagenen Kingsley Coman ein Trio zur Verfügung, das auch einem kampfstarken, gut organisierten Gegner wie Hannover einige Unannehmlichkeiten bereiten kann.
Nachdem die Bayern im Anschluss an die Niederlage in Mönchengladbach kaum noch mit dem Zählen nachkamen vor lauter Gezerrten und Verbeulten, hat sich die Perspektive im Laufe der Woche merklich aufgehellt. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge appelliert dann auch im Stadionheft, „direkt eine neue Serie“ zu starten und nicht lange der alten nachzutrauern. Das ist zwar ein Klassiker der Mitarbeitermotivation, so alt wie der letzte Meistertitel für Hannover 96 (1954). Aber deswegen muss er ja noch lange nicht verkehrt sein. „Wir wollen bis zur Winterpause keinen Punkt mehr abgeben“, bestätigte prompt Sebastian Rudy.
Passend zum allgemeinen Stimmungsbild steht selbst die Rückkehr von Franck Ribery unmittelbar bevor. Nachdem er sich Anfang Oktober in Berlin einen Außenbandriss zugezogen hatte, war zunächst von einer Pause bis ins neue Jahr ausgegangen worden. Nun ist der Franzose wieder da – zumindest fast. Heynckes ist als vorsichtiger Mensch bekannt, der lieber ein bisschen länger wartet, doch die Eindrücke der vergangenen Tage lassen ihn eine Berufung Riberys in den Hannover-Kader zumindest ernsthaft in Betracht ziehen: „Er hat sehr gut und ohne Beschwerden trainiert.“
Wenn nicht gegen Hannover, dann eben am Dienstag gegen Paris Saint Germain. Eher früher als später sollten außer den Langzeitverletzten (Thiago, Neuer) alle wieder da sein. Einer der Nächsten wird Arjen Robben sein. Nach seinem kleinen Muskelfaserriss arbeitet er bereits fleißig an seiner Fitness. Paris kommt für den Mann mit den sensiblen Muskelfasern allerdings zu früh. „Gerade bei Arjen würde ich nie etwas riskieren“, sagt Heynckes. Noch muss er ihm die Rote Karte zeigen.