München – Vier Niederlagen in Folge sollte sich ein Eishockey-Meisteraspirant nicht leisten. Wenn vier Niederlagen am Stück in den Playoffs passieren, ist die Saison vorbei, darum versucht man eine solche Serie auch in der Hauptrunde zu vermeiden, man will sich nicht belasten mit dem Gedanken an die eigene Verwundbarkeit. Dreimal hatte der EHC München zuletzt verloren, bezwungen wurde er von Schwenningen, Nürnberg, Bremerhaven. Alarm! Doch der vierten Pleite in Folge ist der EHC am Freitagabend entkommen, gegen die Augsburger Panther gewann er mal wieder. 4:3 vor einer für die brisante Paarung überschaubarer Kulisse von 4640 Zuschauern – und ohne richtig zu überzeugen.
Was gehört zu einem Eishockey-Derby? Richtig: eine zünftige Auseinandersetzung, ausgetragen ohne Handschuhe. Diese Szene gab’s schon früh, in der 9. Minute, als es 1:1 stand und spielerisch noch nicht viel passiert war. Mark Cundari (Verteidiger Augsburg) drängte bei erster Gelegenheit Mads Christensen (Stürmer München) einen Boxkampf auf, der Däne Christensen konnte sich nicht drücken und musste mitmachen. Den Schwingern Cundaris war er nicht gewachsen, der Münchner Christensen unterlag deutlich nach Punkten. Beide Kämpfer gingen für je insgesamt 14 Minuten auf die Strafbank.
Vor knapp zwei Wochen hatte schon der Kölner Moritz Müller mit einer Rauferei im Spiel gegen München (und Steve Pinizzotto) versucht, seiner kriselnden Mannschaft ein Zeichen zu geben. Augsburg erlebt gerade einen Negativlauf wie lange nicht mehr, die Angriffsmaschine funktioniert nicht mehr, und mit den Torhütern Boutin und Meisner war man derart unzufrieden, dass man diese Woche am Mittwoch eine Nachverpflichtung tätigte. Olivier Roy, Kanadier, Stammtorwart beim DEL2-Klub Eispiraten Crimmitschau, stand nach zwei Trainingstagen dann auch gleich im Kasten. Er belastet das Ausländerkontingent, aber da einer der Nordamerikaner (Verteidiger Scott Valentine) verletzt fehlt, konnte Trainer Mike Stewart ausprobieren, ob der Neue einen Impuls bringt.
Es dauerte aber nur 90 Sekunden, dann flitzte der Puck schon an Roy vorbei. Es war ein für diese Partie bezeichnendes Tor, das Konrad Abeltshauser erzielte. Irgendwie schießen, es wird dann wohl jemand im Sichtfeld stehen oder ein Schläger den Puck abfälschen.
Also: 1:0 durch einen Distanzschlenzer, 1:1-Ausgleich eine halbe Minute später durch Derek Dingers Treffer („Ich habe einfach mal geschossen“), 2:1 durch Frank Mauer, der Joslins Schuss eine andere Richtung gibt, 3:1 durch Pinizzotto (wieder ein Weiter-weg-Schuss, der seinen Weg ins Netz findet), 3:2 durch den Augsburger LeBlanc – auch hier die Scheibe über die Linie gearbeitet. Die Panther konnten bei einem 2:3-Rückstand nach zwei Dritteln zumindest auf ihre Effektivität verweisen: Sie hatten nur zehn Schüsse gebraucht für zwei Treffer, München 34 für drei.
Das Schlussdrittel erlebte agilere Augsburger, die auch noch dranblieben, nachdem Hager mit dem schönsten Tor des Abends (die AEV-Abwehr im Tempo auseinandergenommen) auf 4:2 gestellt hatte. Parkes mit einem Top-Solo zum 4:3 machte es noch einmal spannend. Der EHC München kam auch dank guten Unterzahlspiels durch. Am Sonntag geht es nach Düsseldorf.