Wechsel an der Tabellenspitze

Die Liga – desillusioniert

von Redaktion

Ein Drittel der Saison ist noch nicht ganz rum, aber die runde Zahl von zehn Spieltagen taugt auch als willkommene Gelegenheit für einen Rückblick. Und ja, tatsächlich muss man sich – selbst wenn man den Blick nur auf die Tabellenspitze richtet – auch mit dem Hamburger SV beschäftigen. Die Nordlichter, aktuell auf einem Abstiegsplatz, standen ja aus bisher ungeklärten Gründen nach zwei Partien ganz oben. Auch wenn es nicht lange dauerte, ehe dem HSV die Höhenluft zu Kopf stieg und der BVB den Platz an der Sonne übernahm. Beachtlich lange sogar. Bis dieser Mann namens Jupp Heynckes kam.

Seit Jahren wird in der Bundesliga darüber gesprochen, dass dem FC Bayern „über 34 Spieltage niemand das Wasser reichen kann“, in einem einzigen Spiel aber „alles möglich“ sei. Und alle, die daran geglaubt haben, dass Gesetze der Branche wegen Altersverfall (FC Bayern) und jugendlicher Frische (BVB, RB Leipzig) auch mal widerlegt werden können, sind in den vergangenen Wochen – und besonders an diesem Spieltag – desillusioniert worden. Gerade mal drei Partien hat Jupp Heynckes gebraucht, um aus einem Fünf-Punkte-Rückstand drei Zähler Vorsprung zu machen. Die Liga, sie ist wieder in bester Ordnung (siehe auch: HSV).

Ob einen das nun freut oder nicht: Wenn man die Entwicklung des FC Bayern und des BVB gegenüberstellt, ist ein spannender Meisterkampf eher unwahrscheinlich. Denn während es in München gereicht hat, einer planlosen Elf voller Superstars ein wenig Disziplin und Selbstvertrauen einzuhauchen, wirkt dieser BVB im Moment konzeptlos wie selten zuvor. Als Beobachter konnte man bei Peter Bosz’ Worten nach der Pleite gegen Hannover eigentlich nur den Kopf schütteln: Der Coach verteidigt sein Offensiv-System weiter gegen alle Kritiker. Dabei sollte das Resultat des Harakiri-Fußballs – drohendes Aus in der Champions League, Verlust der Tabellenführung – doch eher alarmieren.

Heynckes hat bei den Bayern vorgemacht, was es braucht, um eine Krise zu überwinden. Einen Plan, für den alle einstehen. Eine eingeschworene Truppe, die dem Coach folgt und an einem Strang zieht. Je besser das gelang, desto nervöser wurde der BVB. Stand heute sollte man nicht darauf wetten, dass für Dortmund am kommenden Samstag im Topspiel „alles möglich“ ist. Eher bleibt der HSV in der Liga.

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