München – Natürlich hat Ottmar Hitzfeld diese Frage in den vergangenen Wochen schon gehört, die Antwort kommt entsprechend schlagfertig daher. „Erst in vier Jahren wieder“ sagt der ehemalige Bayern-Trainer, als er auf eine mögliche Fortsetzung seiner Karriere angesprochen wird. Der 68-Jährige lacht dabei, freilich war das ein Scherz, er hat keinerlei Ambitionen, noch einmal an der Seitenlinie zu stehen. Vielmehr genießt er es, einen Mann, der noch vier Jahre älter ist als er selbst, beim Arbeiten zuzusehen. Und ganz besonders, wenn dieser Mann, der den Namen Jupp Heynckes trägt, an diesem Dienstag mit den Bayern in Glasgow gastiert.
Bisher war Hitzfeld der einzige Trainer des FC Bayern, der ein Pflichtspiel im Celtic-Park bestritten hat, einem Stadion, den ein Mythos umgibt wie kaum ein zweites auf dem Kontinent. Er erinnert sich gut, an beide Auftritte, sowohl den als Spieler des FC Basel im Viertelfinale des Europapokals 1974 als auch jenen an der Seitenlinie des deutschen Rekordmeisters in der Champions League-Gruppenphase 2003. „Als Spieler hat man noch mal ein ganz anderes Empfinden für die Atmosphäre“, sagt Hitzfeld, der von den Erfahrungen aus aktiven Zeiten bei seinem Gastspiel als Trainer profitiert hat. „Da war ich dann schon vorbereitet und nicht so überrascht, dass es so laut ist, als würde ein Orkan über dieses Stadion fegen.“ Da muss man erst mal standfest bleiben.
Lionel Messi bezeichnet den Celtic-Park als „bestes Stadion in Europa“. Und wenn man Hitzfeld zuhört, wie er von Fans erzählt, die „ein Fußballfest wie einen Gottesdienst zelebrieren“, von „Kult und unglaublicher Tradition“, von einer „prickelnden Atmosphäre, die unter die Haut geht“, fühlt man mit. Der ehemalige Trainer nennt den Fußballtempel – 1982 im Stadtteil „Parkhead“ erbaut – in einem Atemzug mit dem Camp Nuo (Barcelona), San Siro (Mailand) und Old Trafford (Manchester). Er sagt aber auch: „Von den Intensität hat Celtic noch einen anderen Stellenwert.“
Hitzfeld ging beide Male nicht als Sieger vom Platz, obwohl er die Kulisse eigentlich „positiv“ sieht, „sie beflügelt“. Mit Basel schied er nach einem 2:4 aus, mit den Bayern um den heutigen Sportdirektor Hasan Salihamidzic kam er nicht über ein hart umkämpftes 0:0 hinaus. Oliver Kahn rettete mehrfach gegen Henrik Larsson – kommt es diesmal auf Sven Ulreich an? „Heute ist der Klassenunterschied deutlich größer.“
Vom 2:0 in München sollte man sich aber nicht blenden lassen, warnt Hitzfeld. Bayern sollte darauf vorbereitet sein, „dass Glasgow sich mit Händen und Füßen wehren wird“, es sei „Mentalität der Schotten, dass sie bis zum letzten Atemzug alles geben“. Das Team von Brendan Rodgers braucht drei Punkte, um noch eine Chance zu haben.
Die Generalprobe ist beim 1:1 gegen den Tabellenvorletzten FC Kilmarnock zwar nicht gerade gelungen, immerhin aber egalisierte Celtic einen über 100 Jahre alten Vereinsrekord. Das Remis war das 62. Heimspiel ohne Niederlage, in der Liga wohlgemerkt. Am Dienstag ist der Gast Favorit – und sollten die Bayern nun gewinnen, hätte Heynckes Hitzfeld etwas voraus: Bisher ist es ja keinem Bayern-Coach gelungen, siegreich aus diesem sagenumwobenen Stadion zu gehen.