München – Die Szene des Abends kam früh, nach gut drei Minuten. Vladimir Lucic knickte bei einer Aktion am Korb unglücklich um. Der Serbe in Diensten des FC Bayern musste vom Feld geführt werden und wurde ins Krankenhaus gebracht. Eine Diagnose gab es gestern noch nicht, doch Geschäftsführer Marko Pesic ahnte: „Ich habe kein gutes Gefühl. Ich glaube, das ist etwas Längeres.“
Und so wurde es fast zur Nebensache, dass die Basketballer des FC Bayern auch ohne Lucic mit einem schmucklosen 72:60 (29:32) in zähen Spitzenspiel gegen die Frankfurt Skyliners zeitweilig wieder die Tabellenspitze übernahmen. Ein dauerhafter Ausfall des seit Wochen in bestechender Form spielenden Serben wäre für die Bayern mit Blick auf die nun folgenden Wochen der Großaufgaben schon ein herber Rückschlag. Bis zur Länderspielpause ab dem 20. November hat das Team von Trainer Sasa Djordjevic Topspiele im Eurocup wie beim ebenfalls noch ungeschlagenen Buducnost Podgorica (Mittwoch) oder gegen Galatasaray Istanbul (15.11.) vor der Brust. In der Liga muss man unter anderem zu den wieder erstarkten Berlinern (5.11.), ehe zwei Wochen später der Meister aus Bamberg nach München kommt.
Eine Phase, in der die Strapazierfähigkeit des Bayern-Kaders auf die Probe gestellt wird. Und das in einer Zeit, in der vor allem die Nationalspieler für die Belastungen des Sommers bezahlen. Pesic etwa glaubt, dass auch Lucic‘ Verletzung mit dem Kräfteverschleiß des Sommers zu tun haben könnte: „Er war zuletzt schon nicht mehr auf dem Energielevel.“ Anders als Rivale Bamberg, der eben für den verletzten Elias Harris noch NBA-Veteran Dorell Wright an Bord holte, denkt Pesic aber noch nicht daran, noch einmal nachzurüsten.
Wobei es sich nun immerhin auszahlt, dass die Bayern im Sommer mit Jared Cunningham einen siebten Ausländer ins Boot holten. Der US-Guard kommt dieser Tage auch zunehmend besser in Fahrt. In einem lange zähen Spitzenspiel gegen Frankfurt war Cunningham auf Seiten der unkonzentriert wirkenden Bayern (21 Ballverluste) der Mann, der letztlich den Unterschied machte. 23 Punkte steuerte er bei, alleine 12 davon in dritten Viertel, in dem die Bayern letztlich das Spiel entschieden. „Es ist ein Prozess, ich muss mein Spiel so an das Team anpassen, dass ich ihm am besten helfen kann“, sagte er.
Die deutliche Leistungssteigerung seiner Profis nach dem Wechsel war es dann auch, die den Trainer nachsichtig stimmte. „Wir haben uns zum richtigen Zeitpunkt zusammengerauft und einen Weg gefunden, dieses Spiel zu gewinnen“, sagte Sasa Djordjevic, „dieser Sieg war extrem wichtig für uns.“