Stich und der DTB trennen sich im Groll

von Redaktion

Der Wimbledonsieger verliert das Turnier am Hamburger Rothenbaum und wirft dem Verband vor, nicht transparent gehandelt zu haben

Hamburg – Turnierdirektor Michael Stich (48) hat nach dem Verlust der Lizenz für die traditionelle Sandplatzveranstaltung am Hamburger Rothenbaum die Vergabe durch den Deutschen Tennis Bund (DTB) kritisiert. „Ich glaube nicht, dass es transparent war“, sagte Stich gestern in der Hansestadt: „Allein die Tatsache, dass ich gefragt wurde, ob ich bereit wäre, für einen anderen Ausrichter als Turnierdirektor zu arbeiten, lässt uns daran zweifeln, dass das ganz fair abgelaufen ist.“

Zudem prangerte Stich an, dass sein letztes Angebot in Höhe von 670 000 Euro nicht mehr berücksichtigt worden sei. Zudem seien den DTB-Gremien vor der Entscheidung offenbar falsche Zahlen vorgelegt worden. Bis heute kenne er aber nicht die Gründe für die DTB-Entscheidung. „Ich muss für mich feststellen, dass der DTB mit mir nicht arbeiten möchte“, sagte Stich, der das Turnier 2018 letztmals ausrichten wird. Ab 2019 erhält der Österreicher Peter-Michael Reichel für zunächst fünf Jahre die Lizenz für die German Open.

Der Wimbledonsieger von 1991 schloss aus, unter einem anderen Ausrichter als Turnierdirektor zu arbeiten. „Nein, ganz klar nein. Ich bin ein loyaler Mensch“, sagte er: „Ich gebe ja nicht meinen Namen, nur um einen Job zu haben.“ Zwar sei er „überrascht“ und „enttäuscht“, dass er mit seinem Team die „erfolgreiche Arbeit nicht fortführen“ dürfe, aber „es ist klar, dass wir die Entscheidung akzeptieren“.

Dem künftigen Lizenzinhaber Reichel wird das Turnier einiges an Arbeit und Investment abverlangen. Das prophezeite der 64-jährige Österreicher im Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“. Bei seinem Besuch im Juli habe er „schon einen kleinen Schreck bekommen, was ich da gesehen habe“, sagte Reichel: „Es ist hier einiges zu tun.“ In das Turnier müsse dringend investiert werden. „Einerseits in ein attraktiveres Teilnehmerfeld, Alexander Zverev zum Beispiel wäre ein Wunschspieler, andererseits in die Gestaltung der Anlage“, sagte Reichel.

Reichel will möglichst bald das Gespräch mit Stich suchen: „Wir werden uns sobald wie möglich mit ihm zusammensetzen, sofern er es möchte, und dann alles klären.“ Dass er schon 2018 und damit ein Jahr früher als geplant am Rothenbaum einsteigt, hält er jedoch für „eigentlich nicht denkbar“. Er sei allerdings „überzeugt, dass sich der Rothenbaum wieder zu einem bedeutenden Sportevent ausbauen lässt“, sagte der Österreicher, der mit seiner Agentur Matchmaker die Damenturniere in Linz und Nürnberg organisiert. Auch in Hamburg würde Reichel „gerne ein Damenturnier dazunehmen, um die ganze Veranstaltung auf zwei Wochen auszubauen“.

Definitiv plane man mit dem DTB ein weiteres Damenturnier in Deutschland, sagte Reichel: „Theoretisch kann das unsere Nürnberger Lizenz sein, theoretisch könnte das auch eine neue, sehr theoretisch auch meine Linzer Lizenz sein.“ Er sei „absolut“ überzeugt, dass sich größere Investments in den Rothenbaum irgendwann rechnen werden.

Mit der Spielervereinigung ATP wird zunächst geklärt, „was künftig möglich ist, was den Termin und was den Belag betrifft“. Ein Wechsel von Sand zu Hartplatz sei nicht ausgeschlossen. Auch der Standort Hamburg sei nicht in Stein gemeißelt. „Wir haben in unserem Angebot klar festgelegt, dass wir uns nicht fix auf Hamburg verpflichten, allerdings auf den Standort Deutschland.“  sid/dpa

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