Backpfeifen von links und rechts

von Redaktion

Kingsley Coman begann seine Karriere einst bei Paris St. Germain – zuletzt ersetzte er Franck Ribery auffallend oft

Paris – Selbst wenn man Kingsley Coman in ein weiß-blau gestreiftes Kostüm stecken würde und seine imposanten Locken unter einer rothaarigen Perücke mit zwei Zöpfen verstaute, er ginge doch nicht als Obelix-Double durch; zu schlank der Mann, zu groß, zu sehnig, zu wendig. Auch mit dem Knirps Asterix, dem zweiten berühmten Gallier, bringt man ihn optisch so partout nicht in Einklang, was schade ist, denn die Spezialitäten des Duos sind herzhafte Backpfeifen – und in der Sparte, im übertragenen Sinn, liegt auch Comans Talent.

Nach dem 2:2 gegen Wolfsburg hat der Bayern-Profi das Wort selbst in den Mund genommen; „gifle“, sagte er, er spricht noch kein nennenswertes Deutsch, gifle bedeutet Schlag, Backpfeife. Er meinte damit, das Ergebnis müssten die Bayern jetzt erst einmal verdauen, es tat schon weh, „aber vielleicht war es ja auch ein Wachmacher zum richtigen Moment“. Heute wird sich gegen Paris zeigen, ob sich die Bayern erholt haben.

Kingsley Coman, 21, könnte auf dem Weg der Besserung eine tragende Rolle zukommen. Zuletzt vertrat er Franck Ribery auffallend oft, auch für den zwischendurch oft angeschlagenen Arjen Robben lief er schon auf in dieser Saison. Er ist als Spieler geholt worden, der dem Gegner „gifles“, Backpfeifen, von links und rechts verpasst, seine Vielseitigkeit ist seine Waffe – aber ob ihm Carlo Ancelotti auch in einem großen Spiel vertraut, ist eine schwere Frage.

Zwei Jahre ist Coman nun in München, und noch immer hat er sich nicht als verlässlicher Erbe für Rib&Rob in Szene setzen können. Trotzdem haben ihn die Bayern in diesem Sommer für 21 Millionen Euro von Juventus Turin übernommen. Zuvor hatte er auf Leihbasis vorgespielt.

Für Coman ist das Spiel im Parc des Princes keins wie jedes andere. Seine Karriere begann einst bei Paris St. Germain, kurioserweise unter Ancelotti. Bei seinem Debüt wurde er für Zlatan Ibrahimovic eingewechselt; er ist seit frühen Jahren mit großen Namen vertraut. In Paris wuchs etwas Gewaltiges heran, da werden Eigengewächse gerne mal von teuren Importen verdrängt. Also ging er. „Ich freue mich auf die Rückkehr“, sagte Coman. Er wurde inzwischen von der französischen U 21 in die Equipe Tricolore übernommen und will seinen Landsleuten in der Hauptstadt gerne zeigen, was er mit Bayern so drauf hat.

Gegen Wolfsburg habe man „Fehler gemacht – aber auch große Teams machen Fehler“, meinte er, „in Paris wird es ein anderes Spiel – unsere Mannschaft ist mental stark, und St. Germain ist es auch. Das wird ein Spiel top gegen top, von Anfang an.“ Er hat viele Anfragen aus dem Bekanntenkreis bekommen. Die Karten sind teuer, sagte er, „aber ich habe mal 15 reserviert“. Er will sich zeigen.

Ob nun über links oder rechts, sei ihm egal, meinte er. „Ich muss aber noch entscheidungsfreudiger und handlungschneller werden“. Paris sei vor allem offensiv stark, warnte er. „Wir dürfen uns keine Fehler erlauben.“ Sonst setzt es Backpfeifen, wie bei Asterix und Obelix. Nur in einer Rollenverteilung, die den Bayern nicht passt.awe

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