München – Man kann nicht unbedingt behaupten, dass das Wiesn-Trikot den Löwen bislang Glück gebracht hätte. Fünf Mal trugen die Sechziger seit 2012 das extra für die Heimspiele während der Oktoberfestzeit kreierte Dress – die Bilanz: 0 Siege, 3 Remis, 2 Niederlagen. „Zum Glück bin ich nicht abergläubisch“, sagte Trainer Daniel Bierofka, der gestern zusammen mit seiner Mannschaft mit Angermaier-Trachten ausgestattet wurde. „Für mich ist nicht entscheidend, welche Trikots wir anhaben“, betonte der Coach, „sondern welche Fußballspieler drinstecken.“ Und diese haben in der Regionalliga bislang mehr als achtbar aufgespielt. „Wir sind extrem zufrieden“, lautet die erste Zwischenbilanz von Markus Fauser, Geschäftsführer des Regionalliga-Tabellenführers.
Bierofka wollte sich dieser Einschätzung nicht hundertprozentig anschließen. „Zufriedenheit ist Stillstand“, sagte er, „Ich bin ganz selten zufrieden, das treibt mich auch an. Ich sehe im Spiel immer wieder etwas, das man besser machen kann.“ Zuletzt beim souverän erfochtenen 3:0- Auswärtssieg beim VfR Garching missfielen ihm defensive Wackler in der Anfangsphase: „Die zwei Chancen hätten nicht sein müssen“, bekrittelte er, „wenn Garching in Führung geht, dann wissen wir alle, wie so ein Spiel laufen kann.“
Rundum zufrieden ist Bierofka derzeit mit Torhüter Marco Hiller, der in nun vier Punktspielen in Folge ohne Gegentor blieb. Nachdem der Schlussmann anfangs noch leicht verunsichert wirkte, präsentierte er sich zuletzt ohne Fehl und Tadel. „Man muss das mal überlegen: Marco hat bis zu dieser Saison vor 500 bis 1000 Zuschauern gespielt. Die Drucksituation im ausverkauften Stadion war nicht einfach für ihn“, sagte Bierofka, „aber er hat sich sehr gut entwickelt, ist viel ruhiger geworden, hat eine gute Ausstrahlung. Und was er auf der Linie kann, haben wir schon vorher gewusst.“
Positives kann der Trainer auch vom Heilungsprozess des verletzten Timo Gebhart (Muskelbündelriss, angerissene Sehne) vermelden. „Es schaut relativ gut aus“, sagte Bierofka. Gebhart könne bereits seit einer Woche wieder ohne Krücken gehen. „Normal muss man mit sechs Wochen Pause rechnen. Wenn wir Glück haben, geht es bei Timo eine Woche schneller.“
Zwischenzeitlich war ja versucht worden, nach Gebharts Verletzung den vertragslosen Daniel Adlung als routinierte Kraft fürs zentrale Mittelfeld zu engagieren. Doch der Ex-Löwe liebäugelt inzwischen mit dem Liga-Konkurrenten FC Schweinfurt 05. „Ich wäre überrascht, wenn es zu dem Transfer kommen sollte“, sagte Bierofka. „Aber da sieht man auch, welche finanzielle Power die Schweinfurter haben.“ Wobei sich der Coach auch zu einer Klarstellung veranlasst sah: „Wir werden immer so hingestellt, dass wir in der Liga auch finanziell das Maß aller Dinge sind. Aber das ist auf keinen Fall so. Bayern II und Schweinfurt sind da absolut mit uns auf Augenhöhe.“
Zurück zur Wiesnzeit. Erstmals im Trachtendress werden die Sechziger am Freitag in der bereits seit längerem ausverkauften Heimpartie gegen Greuther Fürth II auftreten. Bierofka sieht die Seinen zusätzlich gefordert. „Die Fans würden sich ganz besonders freuen, wenn wir während des Oktoberfests viele Punkte holen“, sagte der Löwen-Coach, „dann können sie auf der Wiesn umso mehr feiern.“ Bierofka, gebürtiger Münchner, kennt sich halt aus in seiner Heimatstadt.