Der Barfußprinz und die Traumprinzessin

von Redaktion

Wasserburger Regenten bilden ein ungewöhnliches Paar, bei dem die Chemie stimmt

Rosenheim/Wasserburg – Eigentlich ist er ein Barfußläufer, selbst jetzt bei eisigen Temperaturen, doch für den Fasching zieht Prinz Fabian I. ausnahmsweise Schuhe an. Keine Kompromisse muss seine Prinzessin machen: Magdalena II. erfüllt sich mit der Übernahme der Regentschaft in Wasserburg einen Kindheitstraum.

Er barfuß, in kurzer Hose und dünner Trainingsjacke, sie in Daunenmantel und mit kuscheligem Schal um den Hals: So erscheinen Magdalena Sinzinger (26) und Fabian Pleizier (34) zum Gespräch in der Redaktion der Wasserburger Zeitung. Zwei Persönlichkeiten, die auch äußerlich nicht unterschiedlicher sein können: sie klein und zierlich, er groß und kräftig. Die beiden haben sich vor dem 11.11. zwar gekannt, aber nur flüchtig – und verbringen jetzt fast jeden Tag zusammen beim Proben des ersten großen Auftritts beim Badriazzo-Ball heute, Samstag, in der Badriahalle.

Verliebt in
den Fasching

Obwohl Prinz und Prinzessin im wahren Leben kein Paar sind, haben sie sich auf Anhieb gut verstanden, berichten sie einhellig. Die Chemie stimmt, sagt Magdalena Sinzinger. Darüber ist sie sehr erleichtert, denn der ursprünglich vorgesehene Prinz an ihrer Seite war abgesprungen, erst im Oktober stand der Mann an ihrer Seite für die Saison 2019/ 2020 fest.

Fabian Pleizier war bis September als Polizist in Afghanistan tätig. Als er heimkam, fragte ihn Magdalenas Zwillingsschwester Sabina, die Hofmarschallin, ob er nicht Prinz werden wolle. Vor zwei Jahren hatte Fabian Pleizier einmal die Stadtgarde auf ein Festival begleitete, damals hatte er sich „verliebt“ in den Wasserburger Fasching. Jetzt sofort einspringen als Regent? Der 34-jährige gebürtige Griesstätter war angesichts der Anfrage zuerst „baff, sprachlos, ein bissl überfordert“. Er bat um ein wenig Bedenkzeit, denn die närrische Zeit erfordert volle Konzentration auf den Fasching und die Auftritte. Fabian Pleizier, tätig als Kriminalbeamter in Rosenheim, musste erst bei seinem Arbeitgeber, der Kripo, klären, ob sich die Regentschaft mit dem Dienst vereinbaren lässt. Und natürlich auch seine Freundin fragen, „die hat nicht schnell genug nein gesagt“, berichtet er schmunzelnd.

Im Oktober ging es bereits los mit dem Tanztraining – auch Neuland für den Prinzen, der seit drei Jahren in Wasserburg lebt. Während der Schulzeit hatte er drei Tanzkurse belegt, einmal sogar in einem Schulmusical mitgewirkt, das war`s aber auch schon. Wie gut, dass die Prinzessin so viel Erfahrung hat: Magdalena Sinzinger ist bereits seit neun Jahren bei der Stadtgarde dabei. Sie trainiert seit zwei Jahren außerdem mit den Tänzerinnen und Tänzern die Hebefiguren. Wunschtraum der Konditorin war es seit ein paar Jahren, einmal als Prinzessin den Rathausschlüssel übernehmen zu dürfen. Sie hat sich narrisch gefreut, als das Präsidium sie schließlich heuer auserkor. In Wasserburg benötigt das Prinzenpaar eine besonders gute Kondition: Denn es regiert fünf Jahre lang. Gemeinsam getanzt wird jedoch nur in der ersten Saison. Jetzt, kurz vor dem Badriazzo und der hier erfolgenden Inthronisation, ist das Prinzenpaar schon gut aufeinander eingespielt – dank „der tollen Trainer Sarah und Andreas Schallwig“, sagen sie. „Ich bin nicht mehr so nervös“, sagt Magdalena Sinzinger, „wir können es.“ Was sie tanzen, nach welchem Motto, in welchen Kostümen: Das verraten sie auch im Gespräch mit der Wasserburger Zeitung nicht. Das Geheimnis wird erst beim Badriazzo, dem Ball der Stadt Wasserburg, am Samstag gelüftet. Nur so viel: „Die Kostüme sind ein Traum“, sagt die Prinzessin. Und ihr Prinz wird auf der Bühne Schuhe anhaben. „Natürlich habe ich versucht, das Barfußtanzen durchzukriegen. Doch da hat die Garde sofort ein Machtwort gesprochen“, berichtet Fabian Pleizier grinsend.

Entspannen in
der Badewanne

Fest steht: Das Barfußlaufen hat ihn so abgehärtet, dass er bis Aschermittwoch am 26. Februar mit Sicherheit nicht mit einer Erkältung im Bett liegen wird. Magdalena Sinzinger weiß aus langjähriger Gardeerfahrung, dass die Tänzerinnen und Tänzer den Tunnelblick haben – und in der Regel erst die Grippe bekommen, wenn die Saison vorbei ist. Entspannung findet Magdalena II. „aus dem Reich der süßen Versuchung und Herrscherin über die verloren gegangenen Pfunde“ am besten in der Badewanne. Prinz Fabian I. „unverfrorener Herrscher über Recht und Ordnung, Hüter über das Reich der Muscheln und Bibeln“, schaltet am besten ab vom Faschingsstress bei der Freundin – „oder im Henna-Gassl“, dem Stammlokal der Narren, wie er schmunzelnd sagt.

Seine vielen Hobbys und Ehrenämter als Naturschutzwächter, Biber- und Muschelbetreuer, Zweiter Schützenmeister und Wasserwachtler müssen bis zum 26. Februar zurückstehen. Auch hier hat es die Prinzessin leichter: Sie muss auf weniger verzichten, denn ihre Hobbys fasst sie so zusammen: „Garde, Garde, Garde.“

Geheimnis wird heute gelüftet

Die Faschingssaison 2020 startet mit dem „Badriazzo“-Schwarz-Weiß-Ball am Samstag, 11. Januar, unter dem Motto „ Eine Nacht der Sinne und Genüsse“. In der stilvoll dekorierten Badria-Halle bittet die Stadt wieder zum Tanz. Um 19 Uhr ist die Begrüßung der Gäste mit Sektempfang zu den jazzigen Klängen von Ernst Hofmann und seinem „Trio Tonale“. Mit von der Partie ist wieder der Tanzclub „TC Inn-Casino“ Wasserburg, der seine neue Choreografie im lateinamerikanischen Stil zeigt. „TanzBar“ – der Name der Band ist Programm, sie spielt ab 20 Uhr bis zum „Open End“. Event-Profi Klaus Schlaipfer mit seinem Team wird bereits zum vierten Mal die Ballbesucher kulinarisch mit einem Drei-Gänge-Menü verwöhnen. Fester Bestandteil des Bühnenprogramms ist die Wasserburger Stadtgarde. Gegen Mitternacht wird das Motto für die fünfte Jahreszeit gelüftet. Durch den Abend führt Harry Petermann. Karten gibt es beim Ticketservice der Sparkasse Wasserburg, Telefon 08071/101-3333, www. sparkasse-wasserburg.de. Im Preis von 49 Euro ist auch das Drei-Gänge-Menü enthalten. Ab 22.30 Uhr sind die beliebten „Flanierkarten“ für sieben Euro an der Abendkasse erhältlich.

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