Ekelalarm auf öffentlichen Toiletten

von Redaktion

SPD-Stadtratsfraktion beklagt Hygienemängel und fordert zum Handeln auf

Rosenheim – Die öffentlichen Toiletten in Rosenheim stehen in der Kritik: Die Anlagen der Stadt seien nicht nur schmutzig, sondern auch zu weit von der Innenstadt weg, beklagt die SPD-Stadtratsfraktion. Sie fordert Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer (CSU) auf, das Thema im nächsten Haupt- und Finanzausschuss auf die Tagesordnung zu setzen.

Die Stadt Rosenheim betreibt acht öffentliche Toiletten. Deren Zustand beschreibt die SPD-Stadtratsfraktion als „katastrophal“: In der Luft hänge ein „intensiver Urinduft“. Klos und Waschbecken seien „übersät von Spritzern, deren Herkunft man sich denken kann“. Neben den Toiletten haben die Sozialdemokraten zudem „benutzte, bräunlich schimmernde Tücher“ gefunden – „und die Abfalleimer quellen über“.

Tatsächlich wird der Besucher etwa bei der Anlage am Salingarten an einem heißen Spätsommertag schon vor den Toiletten von Fliegen begrüßt, die dann auch im Innenraum an den Fließen kleben. Der Uringestank ist so scharf und beißend, dass man sich eigentlich ein Tuch vor die Nase halten sollte. Die Armaturen aus Edelstahl sind schmutzig, klebrig und voller Schlieren. Besonders eklig: der Händetrockner. Die Mülleimer sind übervoll. In einigen Kabinen liegt das Papier neben der Kloschüssel am Boden. Eine öffentliche Einrichtung, die zu nutzen es sich nur im allerdringlichsten Notfall empfiehlt.

105000 Euro pro Jahr

für die Reinigung

Der hygienische Zustand müsse sich „wesentlich verbessern“, fordert die SPD und verlangt daher, „das bestehende Konzept zu überarbeiten“. Zu häufig habe es bereits kritische Stimmen gegeben, von Rosenheimern, aber auch von Besuchern und den Geschäftsinhabern der Innenstadt. Die Stadt bestätigt, es gebe „Rückmeldungen von Bürgern über nicht gereinigte, verschmutzte oder verstopfte Toiletten“. Solche Verunreinigungen ließen sich allerdings nur „mit einer ständig anwesenden Toilettenaufsicht oder extrem kurzen Kontrollrhythmen bekämpfen“. Dies aber sei teuer und daher „haushaltspolitisch unverhältnismäßig“. Konkret gibt die Stadt rund 105000 Euro jährlich aus, um die acht öffentlichen WC-Anlagen sauber zu halten.

Für diese Summe rücken Mitarbeiter externer Reinigungsfirmen an, die Aufträge werden öffentlich ausgeschrieben und dann vergeben. Die Reinigungsteams putzen die Toiletten „je nach Lage und Frequentierung bis zu dreimal täglich“. Bei Großveranstaltungen wie dem Herbstfest oder dem Weihnachtsmarkt, wird häufiger gereinigt, meldet die Stadt.

Offensichtlich aber funktioniert dieses System nur unzureichend. Und dafür gibt es nach Ansicht von Robert Metzger, dem Fraktionsvorsitzenden und Oberbürgermeisterkandidat der SPD, lediglich zwei Erklärungen: Entweder sind die Reinigungsintervalle zu lang oder die Firmen putzen nicht so gründlich wie es die Verträge mit der Stadt vorsehen. Jedenfalls bleibe vieles schmutziger, als es sein sollte. Das hat Folgen.

Ansturm auf

WCs in Geschäften

Etwa die, dass Menschen ausweichen auf die Toiletten von Gastronomie und Einzelhandel, beispielsweise Karstadt oder Peek und Cloppenburg. Dort freut man sich über die zusätzliche Kundschaft nicht unbedingt. Wie berichtet, hatte beispielsweise Peek und Cloppenburg während des Weihnachtsmarktes seine WCs geschlossen, weil der Andrang zu groß und außerdem auch Vandalismus zu beklagen war. Dass sich die Geschäftsleute an der Situation stören, bestätigt Sabrina Obermoser, Geschäftsführerin beim City-Management Rosenheim. Die Toiletten öffentlich vorzuhalten, koste zudem „richtig Geld“, sagt sie.

Zweiter Ortstermin, diesmal am WC-Haus Am Klosterweg: Auch hier riecht es stark nach Urin. Aber insgesamt wirken die sanitären Einrichtungen an diesem Tag deutlich sauberer als am Salingarten, was vermutlich unter anderem daran liegt, dass die Anlage ein Stück entfernt steht von den Einkaufsstraßen und damit weniger häufig genutzt wird.

Auch das ein Punkt, den die Stadtratsfraktion der SPD in ihrem Antrag aufgreift: Viele der öffentlichen Einrichtungen lägen zu weit weg „von den zentralen Einkaufswegen“. „Insbesondere im Bereich der Fußgängerzonen Max-Josefs-Platz und Münchener Straße fehlt eine fußläufig nahe Möglichkeit, eine Toilette aufzusuchen.“ Als möglichen zusätzlichen Standort schlägt die Fraktion das Haus in der Münchener Straße 4 vor. Es sei im Besitz der Stadt, werde demnächst saniert. Daher sei es sinnvoll, die Planung zu erweitern, um eine WC-Anlage im Erdgeschoss.

Absage an die

„Nette Toilette“

Das Problem mit der Anzahl der öffentlichen Toiletten und ihrer Sauberkeit gibt es nicht nur in Rosenheim, sondern in vielen Städten. In München etwa hat jüngst Oberbürgermeister Dieter Reiter angeregt, die Baureferentin der Stadt als zentrale WC-Planerin einzusetzen, um auf diese Weise einen permanenten Überblick zu erhalten. Andernorts gibt es die „Nette Toilette“. Ein Abkommen zwischen der Kommune und den Gastronomen, das vorsieht, dass Menschen kostenlos die WCs in Restaurants und Cafés benutzen können, an deren Eingang ein Aufkleber auf das Angebot hinweist.

Betriebe erhalten Entschädigung

Im Gegenzug dafür erhalten die Betriebe eine Aufwandsentschädigung von der Stadt oder Gemeinde. Kritische Stimmen aber mahnen, auch dieses Konzept werde auf Dauer zu teuer für die Kommunen. In Rosenheim, so sagt Sabrina Obermoser vom City-Management, fand diese Idee unter den Gastronomen keinen Anklang.

Eine andere Alternative könnte es sein, die Anlagen umzurüsten: Es gibt Anbieter, die auf Trockentrenntoiletten setzen oder auf selbstreinigende Automatiktoiletten. Das Wildbiesln als Ausweichmöglichkeit jedenfalls sollte man lassen. Wer erwischt wird, muss ein Bußgeld zahlen.

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