Rosenheim – Mit Mobilität Integration fördern: Unter diesem Motto steht die Aktion „Bikes for Friends“, ins Leben gerufen vom Verein „Aktive Senioren für Rosenheimer Jugendliche“. Seit drei Jahren können hier zugewanderte Jugendliche aus den unterschiedlichsten Krisen- und Kriegsgebieten gebrauchte Räder zu günstigen Preisen kaufen.
Mobilitätsproblem
der Jugend lösen
Jeden ersten Samstag des Monats dreht sich in der Ganghoferstraße 33 von 10 bis 12 Uhr alles um Fahrräder. Auf die Beine gestellt haben die Aktion „Bike for Friends“ Werner Pichlmeier und Christian Ascher, die Vorsitzenden der „Aktiven Senioren“. Das Problem: das Mobilitätsproblem der jugendlichen Flüchtlinge lösen. Viele der Jugendlichen seien aufgrund fehlender Möglichkeiten, von A nach B zu kommen, nicht in der Lage gewesen, Sprachkurse zu besuchen oder die Region zu erkunden, sagt Pichlmeier. Das sollte sich in Zukunft ändern.
Also suchte er gemeinsam mit seinen Vereinsmitgliedern nach einer Lösung. Schnell entstand die Idee für die Aktion „Bikes for Friends“ – übersetzt: Fahrräder für Freunde. Pichlmeier und seine Kollegen starteten Aufrufe mit der Bitte, alte und nicht mehr gebrauchte Räder an den Verein zu spenden. Die Resonanz sei durchweg positiv gewesen, sagt Pichlmeier. Binnen kürzester Zeit kamen zahlreiche Räder und Fahrradteile zusammen.
Damit die Räder, die sich teils in einem sehr schlechten technischen Zustand befanden, verkehrstauglich gemacht werden konnten, eröffnete im Mai 2016 die Fahrradwerkstatt auf dem Vereinsgelände in der Ganghoferstraße 33 in der Aisingerwies.
Unter Leitung von Johann Peschke (70) reparierten die Mitglieder des Vereins „Aktive Senioren für Rosenheimer Jugendliche“ die Räder und übergaben sie – für einen geringen Preis – an die Jugendlichen.
Peschke ist in Rosenheim kein Unbekannter. Der Rentner ist der Vorsitzende des Stadtteilvereins „Bunte Finsterwalderstraße“ und hat dort vor neun Jahren bereits eine Fahrradwerkstatt eröffnet. Als die „Aktiven Senioren“ bei ihm anfragten, ob er nicht auch Lust hätte, in der Ganghoferstraße aktiv zu sein, musste er nicht lange überlegen.
Von da an verbrachte Peschke die Montage in der Ganghoferstraße und die Dienstage in der Finsterwalderstraße. Er bastelte, tauschte Ersatzteile aus und brachte die gespendeten Räder wieder auf Vordermann. Ab und zu packten die Jugendlichen auch selbst mit an. Denn: Viele hatten genaue Vorstellungen, wie ihr zukünftiges Rad aussehen sollte.
Sind die Räder wieder in Tipptopp-Zustand, werden sie verkauft. Scharenweise stehen die Jugendlichen einmal im Monat vor der Werkstatt, um das beste Rad zu ergattern. Ist der Kauf abgeschlossen, erhält der neue Besitzer ein Fahrradschloss – gesponsert vom Sozialamt –, einen Beleg und einen Aufkleber mit dem Logo der Aktiven Senioren. „Damit es keine Probleme mit der Polizei gibt“, begründet Pichlmeier.
Ist der Vorsitzende in Rosenheim unterwegs und sieht die bunten Aufkleber auf den Rädern, weiß er, dass sich seine harte Arbeit ausgezahlt hat. Ihm gefalle vor allem, dass das Projekt nachhaltig ist und Jugendliche den Umgang mit Ressourcen lernen.
Neues Projekt
ohne Johann Peschke
Mittlerweile läuft die Aktion schon seit drei Jahren und die ehrenamtlichen Helfer haben mehr als 300 gebrauchte Räder wieder verkehrstüchtig gemacht. Die Spenden seien in den vergangenen Monaten immer mehr zurückgegangen und die meisten Flüchtlinge gut integriert und in der Region angekommen, sagt Pichlmeier. An sich sei das Ziel des Projektes damit erfüllt worden. Da der Verein die Jugendlichen aber auch in Zukunft unterstützen möchte, startet am Samstag, 5. Oktober, ein Anschlussprojekt. Die „Aktiven Senioren“ verkaufen dann an jedem ersten Samstag im Monat, von 10 bis 12 Uhr, gebrauchte Fahrradersatzteile und helfen beim Einbau.
Nicht mehr dabei: Johann Peschke. Der 70-Jährige verabschiedet sich in den Ruhestand. „Es war eine schöne Zeit“, sagt er und spricht damit vielen aus der Seele.