Leserforum

Kritischer Blick auf die Abiturnoten

von Redaktion

Zum Artikel „Immer blau – und trotzdem schlau“, erschienen im Lokalteil:

Wie, bitte schön, errechnet man aus einer Menge von Noten im Bereich von 1 bis 6 eine Durchschnittsnote von 0,93? Oder verbirgt sich dahinter eine Spitzfindigkeit, die mit einer Durchschnittsnote nichts mehr gemein hat? Dann wäre wohl irgendwann auch die Traumnote 0,0 möglich?

Spaß beiseite. Ich denke, es ist auch so höchste Zeit, einen kritischen Blick auf die Abiturnoten zu werfen. Die Abschlussnoten im Einser-Bereich erleben ja nahezu eine Inflation. Angesichts dessen müssten die Zeitgenossen, die ihr Abitur vor 50 Jahren gemacht haben, in kollektive Scham versinken, weil sie so dumm waren.

Damals galt die Gaußsche „Glockenkurve“ noch etwas. Die besagt, auf Noten von 1 bis 6 angewendet, dass die größte Häufigkeit im Bereich um 3,5 liegt und es ganz wenig Sechser aber auch ganz wenig Einser gibt. Entsprechend waren die Abinoten.

Nichts gegen den Fleiß und das Wissen unserer heutigen Abiturienten! Aber deren Noten können nicht in jedem Fall die wirklich erlangte Hochschulreife widerspiegeln. Fragt sich, wer mit dem Unfug angefangen hat: Die Hochschulen, die solche Noten für die Zulassung zum Studium verlangen, oder die Gymnasien, die „die Preise verdorben“ haben und Einser-Abiturienten in Massen hervorbringen?

Wie dem auch sei, man lügt sich selbst in die Taschen. Ich meine, das Abitur sollte wieder an Wert gewinnen, dann wären auch Abschlüsse mit der Note Drei ehrenwert. Parallel dazu müsste natürlich auch die Unsitte beendet werden, für alle möglichen Berufe das Abitur zu verlangen.

Rainer Ostermann

Prutting

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