Rosenheim – Die Sorge vor immer mehr Autoverkehr in ihren Straßen treibt sie um, die Happinger Bürger. Vier haben gemeinsam zum Protest aufgerufen – und viel Zuspruch erhalten. Der Ärger richtet sich gegen die Deutsche Bahn AG. Denn deren Pläne für die beiden Happinger Bahnübergänge könnten schlimme Folgen haben, fürchten die Kritiker.
Bürger fürchten
Verkehrslawine
Wer mit Andreas Franke durch die Happinger Straßen geht, spürt: Die rund 450 Menschen hier leben eigentlich auf dem Land – von Wiesen umgeben, an vielen Stellen ein unverbauter Blick in die Berge. Idyllisch beinahe – wenn da nicht die vierspurige B15 auf der einen und die Gleise der Bahn auf der anderen Seite der Ansiedlung wären.
Dazu beklagen die Happinger einen regelmäßigen Schleichverkehr durch Alt-Happing, um den Staus an der Panoramakreuzung zu entgehen, sagt Franke. Dazu komme, vor allem im Sommer, eine regelrechte Blechlawine, die zum Naherholungsgebiet Happinger-Au-See rolle. Der Ortsteil ist belastet genug, findet Franke, der hier aufgewachsen und einer der Initiatoren des Protests ist. Und jetzt könnte alles noch viel schlimmer werden.
Denn die Deutsche Bahn AG plant, den beschrankten Übergang an der Innaustraße abzubauen und den Straßenverkehr an dieser Stelle enden zu lassen. Hier, wo nach Aussage von Franke rund 80 Prozent des Verkehrs über die Gleise rollt, soll es lediglich eine kleine Unterführung geben, passierbar für Fußgänger und Radfahrer. Parallel dazu will die Bahn auch die Schranken am Übergang Seestraße abmontieren. Stattdessen soll eine etwa neun Meter hohe Auto-Brücke über die Gleise gebaut werden.
Zwei Vorhaben, die Franke und seine Mitstreiter zornig machen. Sie gehen davon aus, dass Verkehrsbelastung für die Seestraße stark zunehmen wird, auf einer Straße, die, laut Franke, schon heute ihre Kapazitätsgrenze erreicht hat, zumal aus baulicher Sicht. Zudem habe bereits jetzt so mancher Eigentümer Probleme, aus seinem Grundstück ausfahren, sagt Franke. Vor allem im Sommer, wenn hier auch all jene lang führen, die ins Naherholungsgebiet wollen. Außerdem sei die Brücke so wuchtig geplant, dass „erhebliche Eingriffe“ in die Privatgrundstücke der Anlieger zu befürchten seien.
Andreas Franke und die übrigen Kritiker vermuten, dass die Bahn aus reinem Profitstreben handelt: Wo keine Übergänge bremsen, könnten Züge schneller und in höherer Frequenz passieren. Ein echter geldwerter Vorteil für das Unternehmen. Zumal eine Brücke in den Zuständigkeitsbereich der Stadt Rosenheim fallen würde.
Die Bahn selbst teilt dazu mit, es sei Ziel des Unternehmens, Bahnübergänge aufzulösen, um so für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen und die Zahl der Unfälle zu senken. Wo keine Schranken und Blinklichter aufhielten, gebe es zudem keine Wartezeiten für die Verkehrsteilnehmer. Im Fall der beiden Übergänge in Happing sei noch keine endgültige Entscheidung getroffen, meldet ein Bahnsprecher. Man führe die Gespräche mit dem Eisenbahn-Bundesamt und der Stadt Rosenheim fort. Die Stadt selbst will sich derzeit nicht zur Sache äußern. Pressesprecher Thomas Bugl verweist auf die nächste Sitzung des Verkehrsausschusses, die für den 11. April angesetzt ist.
Bahn und Stadt sollen
Lösungen finden
Dass Bahn und Stadt gemeinsam eine Lösung finden müssen, steht für die Happinger um Andreas Franke außer Frage. Von der Stadt aber fordern sie zudem ein Verkehrskonzept für das gesamte Gebiet rund um Happing (siehe Kasten). Denn nur dann könne verhindert werden, dass der gesamte Verkehr auf einer Trasse durch das Dorf führe, ist Franke überzeugt. Und er sagt auch: „Es kann nicht die Aufgabe von uns Happingern sein, eine Trassendiskussion zu führen. Die Lösungen, die müssen schon die Bahn und die Stadt finden. Ziel der Protest-Initiatoren ist es, die Menschen im Ort zu informieren und Sprachrohr zu sein für ihre Sorgen und ihre Kritik.
Am kommenden Montag, 1. April, findet eine Infoveranstaltung statt zum Thema „Verkehr und Bahnquerungen in Alt-Happing und im Naherholungsgebiet Happinger-Au-Seen. Beginn ist um 20 Uhr im Happinger Hof.