Rosenheim – Die Sorge, dass das eigene Kind gesund zur Schule kommt und wieder nach Hause, kennt jede Familie. Um auf genau diese Gruppe der jungen Verkehrsteilnehmer hinzuweisen, auf deren Belange aufmerksam zu machen, haben sich 15 Rosenheimer Schulen zusammengeschlossen und einen Brief geschrieben, unter anderem an Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer (CSU).
Mit dem Radl schnell dem Freund hinterher. Das Handy mit dem Videospiel im Blick, nicht aber den Übergang vom Fußweg auf die Straße: Kinder lassen sich leicht ablenken, zeigen oft nicht genug Aufmerksamkeit für die Gefahren des Straßenverkehrs. „Sie sind keine kleinen Erwachsenen“, sagt Herbert Unterreiner, Leiter der Mittelschule am Luitpoldpark, und so etwas wie das Sprachrohr aller Unterzeichner des Briefes. Kinder fahren häufig unsicher Fahrrad, haben andere Blickwinkel auf das Geschehen, haben die Schulleiter festgestellt, auch, weil die Schüler immer mal wieder direkt in der Schule Rückmeldung geben über gefährliche Situationen, die sie im Straßenverkehr erleben. Im Fokus stehen dabei offensichtlich der Schloßberg und die Innstraße.
All das haben die Vertreter der 15 Rosenheimer Schulen in Gesprächen zusammengetragen und sich dann nicht nur an Bauer, sondern auch an die Polizei und die unterschiedlichen Träger der Straßen gewandt. Ziel sei es, „auf ein gewisses Gefahrenpotenzial aufmerksam zu machen“, sagt Unterreiner. Anzuregen, an der ein oder anderen Stelle die Perspektive zu drehen – hin zu den Kindern und ihren Bedürfnissen. Und das präventiv, also bereits im Vorfeld der Verkehrswege-Planung. Dies sei Anliegen aller Unterzeichner des Schreibens gewesen, sagt Unterreiner. Schilder allein könnten die Probleme nicht lösen und auch die integrierten Radstreifen auf den Straßen seien „nicht der Weisheit letzter Schluss“, findet er. Unterreiner ist selbst Vater – und Radler. „Sicher Rad fahren ist in Rosenheim schwierig“, findet er. Deshalb hat er durchaus Verständnis dafür, dass viele Eltern ihr Kind direkt bis vor die Schultüre bringen. Andererseits: Auch er kennt jene, die rücksichtslos und oft auch zu schnell fahren, um den Nachwuchs rechtzeitig abzuliefern.
Bereits auf den Brief der Schulleiter reagiert haben die Stadt und die Polizei. Die Verwaltung strebt laut Unterreiner einen Runden Tisch an. Die Polizei teilt mit, es werde demnächst einen Tag mit verstärkten Kontrollen im Bereich der Schulen geben. Direkt im Anschluss im Stadtgebiet mit dem Schwerpunkt „Radfahrer“. In der Regel seien täglich zwei bis sechs Streifen unterwegs und fahren unter anderem die Schulen an, teilt ein Sprecher mit. Einen echten „Schulwegunfall“ hat es in jüngster Zeit nicht gegeben. So wird jeder Unfall bezeichnet, der einem Kind zustößt, das nicht älter ist als zwölf Jahre. Und das auf dem direkten Weg zur Schule oder nach Hause verunglückt. Also nicht, wenn es etwa eine Schleife zum Bäcker nimmt.
Wie Kinder, Eltern, Schulleitung und Kommune zusammenarbeiten können, um die Sicherheit auf den Schulwegen, insbesondere für Fahrradfahrer, zu verbessern, zeigt ein Beispiel aus Baden-Württemberg. Hier gibt es seit sieben Jahren den sogenannten Radschulwegplan (siehe Kasten unten).