Die Neuen vom Christkindlmarkt

von Redaktion

Neun Figuren sind zum ersten Mal auf den Dächern der Weihnachtsbuden zu sehen

Rosenheim – Schaut man ganz genau hin, sieht man auf einem der Dächer auf dem Christkindlmarkt einen Akkordeon spielenden Nikolaus, einen Krampus mit Geige, zwei musizierende Engel und einen trommelnden Wiggerl – eines von zwei neuen Figuren-Ensembles auf den Weihnachtsbuden in Rosenheim.

Insgesamt gibt es 28 Figurengruppen zu bewundern. Ihr Geburtsort liegt in Fürth. Dort gibt es – seit 45 Jahren – einen Familienbetrieb, der sich darauf spezialisiert hat, mechanisch bewegliche Werbefiguren herzustellen. Die Werkstatt betreibt Horst Baumann (51). Der Mittelfranke ist vor 30 Jahren in das Geschäft seines Schwiegervaters Peter Stühler eingestiegen. „Mir hat es auf Anhieb gefallen. Es ist einfach eine schöne Sache und sehr interessant“, sagt er. Eine spezielle Ausbildung braucht er für seine Arbeit nicht. Was aber unerlässlich ist für den Beruf: handwerkliches Geschick. „Vom Schweißgerät über die Nähmaschine bis hin zur künstlerischen Gestaltung übernehme ich alle Arbeiten selbst“, sagt Baumann. Alle Figuren sind Einzelanfertigungen, beliefert wird die ganze Welt, entweder per Post oder mit einer Spedition. „Wir haben sogar Kunden in Australien und Amerika. Insgesamt beliefern wir 120 Länder weltweit“, sagt der 51-Jährige. Darunter Rosenheim, schon seit 15 Jahren.

Der Nikolaus zog als eine der ersten Figuren auf die Budendächer. Beliebt sind die liebevoll angefertigten Figuren nicht nur zur Weihnachtszeit.

Baumann und seine Mitarbeiter bauen auch Firmenlogos, Maskottchen und Figuren für Kinderkarussells. „Es gibt eigentlich nichts, was wir in den vergangenen 45 Jahren nicht schon in irgendeiner Weise umgesetzt haben“, sagt Baumann.

Im Moment besonders beliebt seien Tiermotive. „Die Erdmännchen haben es den Leuten angetan“, sagt Baumann und fügt hinzu: „Das sind eben putzige Tiere.“ Tierabbildungen gibt es auch in Rosenheim. Die Eisbärenfamilie beispielsweise. Der Bau der Figuren dauert meist mehrere Tage: Ein Entwurf wird angefertigt. Dann wird das mechanische Innenleben zusammengesetzt und dann folgt das Zuschneiden der Stoffe. In einfachen Worten erklärt Baumann das folgendermaßen: „Das Grundgestell ist aus Eisen. Über dieses wird eine Kunststoffhaube gestülpt. Dann nähen wir die Bekleidung, malen die Gesichter an und setzen den Figuren Perücken auf.“

Die Kunden können aus einem Katalog mit diversen Vorschlägen wählen. Wem keine der Figuren zusagt, kann auch selbst Vorschläge machen. Dazu hat sich der der Wirtschaftliche Verband Rosenheim entschieden. Sein Wunsch: Der Weihnachtswichtel „Wiggerl“ soll auch auf den Dächern des Christkindlmarktes zu finden sein. Kein Problem für Baumann. Auch wenn die Herstellung etwas aufwendiger war. Besonders die Fertigstellung des Wiggerl-Kopfes dauerte einige Stunden. Eine robuste Bauweise sei sehr wichtig, betont Baumann. Der Grund: Die Figuren müssen bei Wind, Regen und Schnee auf den Dächern ausharren und dürfen nicht kaputt gehen. „Nach etwa acht Jahren werden die meisten aufgefrischt. Viele bekommen zum Beispiel neue Bekleidung. Aber das hängt vom Kunden und vor allem von der Lagerung der Figuren ab“, sagt Baumann.
Die Rosenheimer Figuren verbringen die Sommermonate in Hütten am Schloßberg. Baumann rät, sie trocken zu lagern und in Tüten zu verpacken. „Das schützt vor Staub.“

Besonderheit: Neben der Nikolausband gibt es auch noch einen zweiten Neuzugang in Rosenheim: eine Gruppe von Zwergen und der Wiggerl beim Werkeln. Preislich liegen beide Figurengruppe, laut Baumann, bei etwa 4000 Euro.

Egal, ob Weihnachtswichtel, Nikolaus oder musizierende Engel – die beweglichen Figuren laden die zahlreichen Besucher zum Anhalten, Verweilen und Staunen ein und sind vom Rosenheimer Christkindlmarkt nicht mehr wegzudenken.

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