Rosenheim – „Es war ein sauberes Bieterverfahren. Das wirtschaftlich beste Angebot wird gezogen – Punkt“, macht der Dritte Starbulls-Vorstand Christian Hötzendorfer deutlich, dass er auf die Vorwürfe von Emilo-Geschäftsführer Andreas Clemm, ihm sei bei der Bewerbung um das neue Namenssponsoring für das Eisstadion übel mitgespielt worden, nicht weiter eingehen will. Die Entscheidung, wer zum Zuge komme – die Kaffeerösterei Emilo oder das Kolbermoorer Unternehmen für Fördertechnik und Automatisierung ROFA – liege bei der Stadt als Eigentümerin der Immobilie, nicht bei den Starbulls.
Diese haben laut Hötzendorfer und Thaller ihr Sponsoring neu aufgestellt – unter anderem durch die Einstellung eines hauptamtlichen Sponsoringbeauftragten. Für Förderer würden individuelle Pakete geschnürt – mit Banden- oder Blockwerbung, Trikotsponsoring und besonderen Angeboten für Businesspartner. Für Letztere wurde bereits die Gastronomie umgebaut: in einen Businessclubbereich, in dem etwa 200 Besucher auf Einladung von Starbulls-Businesspartnern einen besonderen Service erfahren – Parkplatz direkt vor der Halle, gehobene Gastronomie, entspannter Blick aus dem Warmen hinein in die Halle. Die Umwandlung der Gaststätte war, so räumen Thaller und Hötzendorfer ein, „eine unpopuläre Entscheidung“. Doch auch Entschlüsse, die kritisch betrachtet werden, müssten sein, betonen die Vorstände, die für Verständnis werben, dass sich der Verein in einer Umbruchphase befinde.
Ziel: kaufmännisch DEL-fähig werden
Denn: „Wir sind ein Sportunternehmen mit dem Geschäftsmodell Eishockey, das wir in die Moderne führen wollen – und kaufmännisch so aufstellen möchten, dass wir DEL-fähig sind. Die neue Vorstandschaft führt den Verein wie eine Firma.“
Das funktioniere nur, wenn es eine möglichst breite Unterstützung auch durch Firmen aus der Region gebe. 160 bis 170 Sponsoren haben die Starbulls mittlerweile – ein Plus von etwa 50 Förderern in den vergangenen zweieinhalb Jahren mit dem neuen Vorstand. 950000 Euro an Sponsorengeldern werden sie in der Saison 2018/2019 wahrscheinlich einnehmen. Vielleicht werde es, so Hötzendorfer, sogar gelingen, die Eine-Million-Euro-Grenze zu knacken. Als Umsatz peilen die beiden etwa 2,1 Millionen Euro an.
Neun Festangestellte beschäftigt der Verein. Pro Spieltag sind etwa 80 Ehrenamtliche im Einsatz. „Wir drehen wirklich ein großes Rad“, so Hötzendorfer. Wenn es weiter gelinge, das Sponsoring auf möglichst breite Schultern zu stellen, „dann ist in Rosenheim alles möglich“, ist er überzeugt. Alles, das heißt für die Fans: Aufstieg. Der sportliche Erfolg ist jedoch nur eine Seite der Medaille, der finanzielle die andere: Denn die DEL-2-Etats der hier spielenden Vereine liegen zwischen 1,5 und vier Millionen Euros. Da müssen die Starbulls finanziell noch nachlegen. Und fest steht außerdem: „Sport und Finanzen bedingen sich gegenseitig“, erläutert Thaller. Eine erfolgreiche erste Mannschaft füllt das Stadion – und macht das Eishockey bei der Jugend populär. Das ist im Nachwuchsbereich bereits so, denn die Rosenheimer Jugendarbeit gilt als erstklassig. Doch der Druck aus der Metropolregion München wächst. Das Fünf-Sterne-Programm, das die DEL für die Nachwuchsförderung fordert, ist in Rosenheim Gefahr, weil es nicht genug Eiszeiten gibt. Auch deshalb muss die zweite Eisfläche „so schnell wie möglich kommen“. Hierzu verweisen die Vorstände auf die gute Zusammenarbeit mit der Stadt, die der neue Vorstand aufgebaut habe. Man ziehe an einem Strang – auch in puncto Eisstadionsanierung im Bestand.
Die Halle könnte 2019 einen neuen Namen erhalten, wenn sich das Angebot von ROFA gegenüber Emilo durchsetzen sollte. Eine Namensgebung ist begehrt. „Das hat schon Power“, sagt Hötzendorfer mit Blick auf berühmte Beispiele wie die Allianz-Arena. Die Starbulls wünschen sich einen Namenssponsor, der sich nicht nur für die Außenwerbung engagiert.
Obwohl die Vorstände zu den Vorwürfen von Emilo nichts mehr sagen wollen, so viel: Clemm habe verlauten lassen, Emilo sei nur am Namenssponsoring interessiert.