Rosenheim – „Freie Ferienzeit wird überbewertet“ dachten sich wohl die 47 Teilnehmer zwischen acht und 22 Jahren, die sich zum siebten Musical- und Theaterworkshop „Spotlight“ in den Herbstferien an der Musikschule Rosenheim angemeldet hatten. Ein Engagement, das sich lohnte – wie sich bei einer gemeinsamen Abschlussvorstellung zeigte.
Viele zum ersten Mal auf der Bühne
Dafür, dass die Teilnehmer innerhalb von wenigen Tagen viel lernen konnten, sorgten der Choreograf Michael Schmieder, die Schauspielerin Kathrin Ackermann, Regisseur Marcus Schneider, Korrepetitor Alan Sokol und der Percussionist Sebastian Rieß sowie Initiatorin und Gesangslehrerin Lynda Kemeny. Dass in so kurzer Zeit eine zweistündige Vorstellung von solcher Qualität und Vielfalt mit Kindern gelingen konnte, die teilweise zum ersten Mal auf der Bühne standen, hat nach Angaben der Musikschule überrascht.
Hollywood trifft Broadway
Auch die vielen Eltern im Publikum hätten das kaum erwartet, und erkannten ihre Sprösslinge nicht nur wegen der zahlreichen Verkleidungen und Rollenwechsel oft nicht wieder, meldet die Musikschule. Die zunächst eher schüchternen Kinder haben demnach „bedeutend an Mut, Präsenz, Sprachkraft und Gestik zugelegt“. Allesamt Fähigkeiten, die im alltäglichen Leben oft nur mühsam entwickelt werden könnten. Kunstformen wie das Musical mit seinen Disziplinen Gesang, Tanz, Percussion und Schauspiel böten sich für Heranwachsende als Spiel- und Entwicklungsfeld an, teilt die Musikschule mit.
Wie in einer Revue oder Zirkusgala reihten sich unter dem Motto „Hollywood trifft Broadway“ 21 Programmpunkte nahtlos aneinander. In abgedämmtem Licht sorgten Alan Sokol am Klavier und Sebastian Rieß am Schlagzeug für spontan improvisierte, stimmungsvolle Überleitungen in den Umbaupausen.
Der Titel „Wenn ich einmal reich wär‘“ aus Anatevka ist an sich schon eine dankbare Nummer. Dennoch neu zu begeistern und sich mit Haut und Haar in die Rolle hineinzuleben, das gelang Benedikt Schiller mit seinem Bruder Konstantin als strickender und keifender Gattin. Ebenso war die Szene aus dem Musicalfilm „Pinocchio“ den elf Jüngsten auf den Leib geschnitten. Mit raffinierter Gestik zauberten sie zu ihrem Gesang „Mich halten keine Fäden fest“ die Illusion von Marionetten auf die Bühne.
Herzerweichend geriet die Szene zu dem Song „Fühle dich ganz zu Hause“ aus dem Film „Oliver“ mit Rohan Pottayil in der Hauptrolle – genau an der Stelle, wo er in die Gang der Taschendiebe aufgenommen werden soll. Sprachlich und mimisch wechselte Rohan als Oliver Twist überzeugend zwischen mitleiderregend und freudestrahlend.
Einen Einblick in die Kunst des Schauspiels gewährte Sophie Deininger mit einem von Kathrin Ackermann inszenierten Shakespeare-Monolog.
Mülltonnen
als Trommeln
Am Eingang hatten sich schon einige Besucher irritiert über die schwarzen Mülltonnen geäußert. Dass sich mit ihnen packende Percussionsnummern zaubern lassen, hatten die wenigsten geahnt. Vermutlich handelte es sich zudem um die weltweit einzige Trommelperformance, in der Mülltonnen von Klobürsten traktiert werden.
In einer Schlussszene mit allen Beteiligten animierte Lynda Kemeny die Zuschauer zum Mitklatschen, Singen und Tanzen. In einer Dauerschleife groovten danach alle Beteiligten unter dem Beifall des Publikums zu „Can’t stop that feeling in my body“.re