Rosenheim – Mit dem Europäischen Kulturerbejahr 2018 fordert die Europäische Kommission unter dem Motto „Sharing Heritage“ (Erbe teilen) dazu auf, Europa den Europäern wieder ein Stück näher zu bringen durch den gemeinsamen Blick auf das kulturelle Erbe und der damit verbundenen europäischen Geschichte. Auf dem Programm stehen zahlreiche Aktionen, dazu zählt auch die Ausstellung der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Pro Bundesland wurden dafür je eine Marienkirche und eine Nikolaikirche ausgewählt. In Bayern ist es die Kirche St. Nikolaus (wir berichteten). „Bewusst wollten wir den Fokus auch auf Kirchen außerhalb der großen Städte lenken, die aus touristischer Sicht kaum bekannt sind, aber regional sehr wohl eine wichtige Rolle spielen“, begründete Angelika Beer vom EKD bei der offiziellen Eröffnung diese Entscheidung. Konzipiert wurde die Ausstellung vom EKD-Leiter Klaus-Martin Bresgott. Der Kunsthistoriker will damit einen Impuls geben und die Besucher dazu anregen, sich einmal intensiver mit dem eigenen Namen auseinanderzusetzen. Bei der Eröffnungsveranstaltung konnte er aufgrund einer Verletzung nicht anwesend sein.
Die Papp-Kartons machen auf den ersten Blick nicht viel her. „Normalerweise kommt in einen Karton etwas hinein. Wir haben etwas darauf getan“, so Angelika Beer. Kartons als Informationsplattform bringen ihrer Meinung nach viele Vorteile mit sich: „Sie sind nachhaltig, sie lassen sich zusammengeklappt leicht transportieren und man kann mit ihnen spielerisch umgehen.“
Auf 20 der insgesamt 25 Kartons wird der Name „Nikolaus“ aus verschiedenen Blickwinkeln heraus beleuchtet. Die Besucher erfahren unter anderem, dass die geschichtliche Figur in ganz Europa und damit auch in den verschiedensten Religionen eine wichtige Rolle spielt. „Allgemein besteht die Meinung, dass Martin Luther grundsätzlich etwas gegen Heilige hatte. Das stimmt so nicht, er wollte sie nur ein Stück weit von ihrem hohen Sockel holen“, erklärt Angelika Beer. Deshalb gäbe es nicht nur katholische Nikolauskirchen, sondern auch evangelische.
Wo diese überall stehen, macht die Europa-Karte auf dem nächsten Karton deutlich: Alleine in Bayern finden sich rund 100 Kirchen, die diesen Namen tragen. Die Schreibweise des „Nikolaus“ ist in jedem Land anders – das zeigt der Blick auf einen weiteren Pappkarton. Natürlich gibt es dann auch noch geschichtliche Informationen speziell zur Kirche St. Nikolaus in Rosenheim.
Fünf Pappkartons sind bis jetzt noch unbeschriftet. Angelika Beer wünscht sich, dass Schulklassen, die die Ausstellung besuchen, diese beschriften und verschönern. Außerdem hofft sie, dass sich die Kinder bei dem Besuch der Kirche auch auf die Suche nach „sich selbst“ machen, indem sie auf den Gemälden ihre Namensvettern entdecken.
Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 9. November.